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Marist Boys, Mwanza, TZ

In den letzten acht Monaten war und bin ich als Klassenlehrer, Volleyballtrainer und Wahlfachkoordinator tätig, ich habe mir ein nützliches Kiswahili-Vokabular angelernt und in der Community die Lebensweise der Maristenbrüder näher kennen gelernt. Über die Monate hinweg hat sich mein Bild der Schüler und unser Umgang miteinander verändert. Ich kenne ihre Verhaltensweisen und sie zeigen mir Respekt und Motivation. Anfangs wurde ich auch manchmal übers Ohr gehauen, aber ich habe aus meinen Fehlern und meiner „Foolishness“ gelernt und mache fast jeden Tag eine neue Erfahrung zur Kultur in Tanzania oder der Natur des Menschen generell. Ich habe mir angewöhnt, regelmäßig eine Kerze in dem Marist-Travel-Altar anzuzünden und für meine Familie, Freunde und andere Mitmenschen zu beten. Anfangs dachte ich das Heimweh nur anderen Leuten passiert, dem ist nicht so, es zieht mich schon nach Deutschland zurück, zu den grünen Wiesen, zu den vier Jahreszeiten und natürlich auch zu meiner Familie und meinen Freunden. Zum Glück habe ich hier in der Marist Boys Secondary School gute Lehrer, Mentoren und auch Freunde fürs Leben in den Lehrern, Brüdern und Schülern gefunden. Mit diesen Leuten kann ich dann auch mal Feiern, Schwimmen oder Einkaufen gehen.

Sich in Kiswahili vorstellen und die Schüler aus Congo auf französisch grüßen

 

Mir ist aufgefallen, wie ähnlich aber dennoch verschieden wir Menschen sind, zum Beispiel gibt es hier in Tanzania viel mehr Boarding Schools (Internate) als in Deutschland, dafür sind die Jugendlichen aber genauso in Soziale Medien wie Instagram oder Snapchat vernarrt wie in Europa. Außerdem zum Thema der physischen Bestrafung hier im Lande, es wird sogar vom momentanen President, Magufuli, befürwortet, zum Glück ist unsere/meine Schule im Vergleich zu anderen in Mwanza dabei noch relativ harmlos. Es war und ist für mich abstoßend und nicht pädagogisch wertvoll, jemanden zu schlagen, wenn diese Person etwas falsch oder nicht gemacht hat, deswegen habe ich über die vergangene Zeit immer wieder mit Lehrern und Schülern darüber gesprochen. Viel habe ich vielleicht nicht im Verstand der Leute ändern können, aber wenigstens ist es jetzt seltener geworden, dass Schüler hier in Marist Boys geschlagen werden. Freundlich geboxt wird aber schon hin und wieder.

Es gibt bestimmt noch mehr Dinge, die mir wohl ins Unterbewusstsein gerutscht sind, aber ich möchte vor allem noch darauf eingehen, dass ich, wenn ich wieder zurück bin, Bildung/Lehrer-Biologie-Englisch studieren möchte. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht und es ist mir eher leicht als schwer gefallen, den Schülern etwas beizubringen, sie zu koordinieren und den Schulalltag einer Lehrkraft zu ‚ertragen‘. In dem Sinne bereue ich nichts. Nicht zu vergessen habe ich in den letzten Wochen zusammen mit Schülern und Community einen kleinen Fitness-Compound mit Reck, Lang- und Kurzhanteln etc errichtet. Das ist jetzt zu einer richtigen Leidenschaft geworden.

Losing is part of the game (Volleyballtraining täglich um 16:00 Uhr)

 

Ich lebe in der ‚Marist Postulancy‘, Nyakato (Ein eher Dorfartiges Viertel von Mwanza), das heißt, hier gibt es normalerweise vier Brüder und die acht relativ jungen ‚Postulants‘, die ähnlich einer Lehre der Bruderschaft der Maristen näherkommen. Dabei haben die Postulants dann einen Stundenplan, wobei morgens, vor dem Mittag- und vor dem Abendessen ein Gemeinschaftsgebet in der Kapelle stattfindet, vormittags wird unterrichtet [Englisch, Französisch, Liturgie, Computer (Teacher Felix) etc] und nachmittags wird in den Community-Gärten gearbeitet.

Teacher’s life

 

Drei Mal die Woche gibt es (zum Glück) für sie auch Sport (Fuß-, Basket- und Volleyball). Wir bekommen fast jede Woche von  religiösen Personen Besuch, sei es von einem Bruder oder von jemandem aus einer anderen Community. Ich bin Teil dieser Community und die Brüder versuchen unterschwellig mich zu einem Bruder zu machen. Es gibt immer jemanden mit dem man reden kann, aber ich habe auch mein eigenes Zimmer und ein paar Orte, wo ich mich zurückziehen kann. Und ich verarzte regelmäßig Schüler und Leute aus der Community mit deutscher Medizin.

Mein Netzwerk in Deutschland ist ungefähr gleich geblieben, wobei ich wohl bei jeder und jedem wieder vorbeischauen sollte, wenn ich wieder zurück bin. Hier in Tanzania bin ich wie schon geschrieben Teil einer Community geworden und habe sehr gute Freunde in Schülern und Lehrern gefunden. Mit diesen Menschen werde ich unbedingt versuchen noch lange in Kontakt zu bleiben.

Die meisten meiner Freunde haben nach dem Abitur oder während ich weg bin mit dem Studium oder einer Ausbildung angefangen, ein kleiner Teil ist auf Reisen gefahren und ein noch kleinerer Teil wurde Volontär. Manche sind von Zuhause ausgezogen und leben jetzt in einer anderen Stadt fast selbstständig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich ein bisschen hinterherhinke, aber das verschwindet ganz schnell wenn ich mir klar mache, was ich hier alles erlebe, bewirke und wie ich selber dabei wachse und (‚erwachsen‘) älter werde. Ich erwarte dass ordentlich gefeiert und sich ausgetauscht wird!

Morning Parade

 

Felix im April 2019