Jetzt lebe und arbeite ich schon seit drei Monaten in Malawi, „the Warm Heart of Africa“. Vor der Ankunft in meinem Einsatzland habe ich natürlich fleißig gegoogelt, z. B.: Wo ist Malawi eigentlich? Ein paar Fakten (Malawi ist im Süden Afrikas!) hatte ich also im Kopf, klare Vorstellungen aber trotzdem nicht. Viel zu abstrakt der Gedanke, dass ich tatsächlich bald selbst da sein werde. Erstmal angekommen war das Erste, was mich auf der Fahrt nach Balaka fasziniert hat, wie unglaublich viel auf den Straßen los ist. Überall sind Menschen unterwegs, zu Fuß, mit dem Fahrrad, Auto oder Minibus. Überall wird gewirtschaftet und verkauft (z.B. lecker Snacks für die Autofahrer: Feldmäuse am Stiel) und das bunte Treiben wird untermalt von Musik, die immer aus irgendeiner Ecke kommt. Ich konnte mich außerdem gar nicht satt sehen an der Landschaft Malawis, den felsigen Hügeln, dem weiten Buschland.
Voller neuer Eindrücke, und zu meinem Erstaunen ohne größere Zusammenstöße mit den Hühnern und Ziegen, die hier überall auf den Straßen unterwegs sind, kamen wir dann Abends in Balaka an. Auch Balaka ist eine sehr geschäftige Stadt mit vielen Straßen- und Supermärkten, Schulen, Krankenhäusern, und was man sonst so zum Leben braucht. Trotzdem war gleich offensichtlich, dass es vielen Menschen am Nötigsten fehlt.
Das Haus der Brüder ist dagegen, gerade für malawische Verhältnisse, sehr komfortabel. Das war für die erste Zeit mein Zuhause, wo ich mit Bro Sikelo, meinem Mentor, Bro Nsambo, dem Schulleiter, und Bro Banda, dem Boarding Master, zusammenlebte. Mit den Brüdern habe ich mich direkt gut verstanden und auch in ihrem Haus hab ich mich sehr wohl gefühlt.
Da die Schule erst Ende September begann, hatte ich die ersten Tage allerdings nicht viel zu tun außer Balaka zu erkunden und mich an die Hitze zu gewöhnen. Außerdem gab es die Möglichkeit morgens die Messe der Montfords zu besuchen, dem italienischen Orden dem ich u. a. die vielen italienischen Restaurants in Balaka und ein Buch zum Chichewa lernen zu verdanken habe.
Mit hohen Erwartungen — kein Gespräch mit Einheimischen, ohne dass der See angepriesen wird — ging es dann kurz vor Ende der großen Ferien mit den Brüdern und einigen Lehrern an den Lake Malawi, wo die Maristen direkt am Strand ein eigenes Hostel haben.
Neben Chichewa lernen habe ich dann auch endlich Arbeit bekommen: Englischunterricht in der Form One. Ganz allein. Das hat mich erstmal geschockt. Wie soll ich an die 100 Schüler und Schülerinnen unterrichten, mit gerade mal zehn Englischbüchern und ohne die Möglichkeit, Arbeitsblätter zu drucken? Die ersten paar Stunden haben mich (und meine Klasse) dann tatsächlich ziemlich überfordert: wegen meines ungewohnten Akzents haben die Kinder meine coolen Kennenlern-Spielen einfach nicht verstanden! Inzwischen gibt es zwar immer noch hin und wieder Kommunikationsschwierigkeiten, aber die Kinder sind mir schon richtig an’s Herz gewachsen und die Arbeit macht mich sehr glücklich. Besonders weil die Schüler und Schülerinnen hier viel aufgeweckter und arbeitsfreudiger sind, als ich es aus Deutschland gewohnt war. Sie freuen sich tatsächlich über Extra-Unterricht!
Da ich die erste Volontärin an dieser Stelle bin, habe ich neben den Englischstunden keine festen Aufgaben. Das ist zum einen ziemlich cool, weil ich so sehr flexibel bin. Andererseits ist auch Selbstinitiative gefragt, um an mehr Arbeit zu kommen. In Zukunft möchte ich jedenfalls noch mehr Bereiche finden, in denen ich helfen kann.
Neben meiner Arbeit an der Open School bringe ich einigen Jungs aus dem Internat Deutsch bei. Außerdem war ich jetzt schon bei einigen Chorproben dabei. Auf Chichewa zu singen, das Liederbuch zu halten und die richtigen Tanzschritte zu machen ist für mich zwar ein bisschen viel Multitasking, aber es macht mir richtig Spaß.
In meiner Freizeit unterhalte ich mich mitden Lehrern im Staff Room oder mit den Jungs in der Schule und bin in Balaka unterwegs. Außerdem gibt’s auch in der Umgebung viel zu unternehmen, z. B. Nilpferd-Watching am Shire-River oder Wandern auf dem Zomba Plateau.
Seit kurzem bin ich außerdem auch mit Hausarbeit und den vielen Kindern in meiner neuen Nachbarschaft beschäftigt. Inzwischen bin ich nämlich zusammen mit einer Mitarbeiterin der Schule, Eluby, in eines der Lehrerhäuser auf dem Campus gezogen. Dank Eluby weiß ich jetzt, wie man bei Stromausfall über dem Feuer kocht, das malawische Grundnahrungsmittel Nsima zubereitet und Wassereimer auf dem Kopf transportiert, ohne über eines der Kinder zu stolpern, die mir helfend zur Seite (und im Weg) stehen. In einem eigenen Haus zu leben war nach drei Monaten im schönen Paris, wie das Bruderhaus von den Schülern genannt wird, eine ziemliche Umstellung, aber ich genieße es total endlich auf eigenen Beinen zu stehen und so richtig in den malawischen Alltag eintauchen zu können. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten Monate und kann gar nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht !
Katharina im November 2018