Kaum zu glauben, dass es jetzt schon fast 3 Monate her ist, seitdem ich voller Aufregung und Vorfreude in das Flugzeug nach Santa Cruz (Bolivien) gestiegen bin. Mit meiner Nervosität war ich jedoch nicht alleine, da ich zusammen mit einigen Freiwilligen des BKHWs (Bolivianisches Kinderhilfswerk) geflogen bin, mit denen ich dann auch die ersten 3 Tage in Santa Cruz ein Ankunftsseminar absolviert habe. Zwar hatte ich mich schon vor meiner Reise mit der Geschichte und Kultur Boliviens auseinandergesetzt, konnte aber mein Wissen durch das Seminar noch deutlich erweitern. Vor allem die Tipps der einheimischen Koordinatoren haben mir geholfen, mich schneller in der fremden Kultur zurechtzufinden. In meiner ersten Woche in Santa Cruz ist mir direkt aufgefallen, dass die Uhren hier in Bolivien ganz anders ticken als bei uns und alles ein bisschen chaotischer, lauter, bunter und fröhlicher ist. Egal wo man auch hinschaut, es ist immer etwas los auf den Straßen. Überall herrscht geschäftiges Treiben und Waren werden angepriesen.
Nach der Woche in Santa Cruz ging es zusammen mit einem anderen Volontär des BKHWs endlich nach Comarapa, ein Bergdorf, welches zwischen Santa Cruz und Cochabamba liegt. Dort wurden wir herzlich von Bruder Gregorio und meiner Gastmutter in Empfang genommen und ich war direkt fasziniert von der wunderschönen Berglandschaft, die Comarapa umgibt. Am nächsten Tag habe ich dann auch endlich meinen Gastvater, Bruder Andres und Bruder Jesus kennengelernt. Alle sind total lieb, herzlich und hilfsbereit.
Vor allem am Anfang war ich noch auf Hilfe angewiesen, weil ich trotz einiger Spanischkurse an der Volkshochschule zunächst noch nicht so viel verstanden habe. Teilweise war es deshalb am Anfang bei der Arbeit eine echte Herausforderung für mich, mit den Kindern zu kommunizieren. Mit Hilfe von Zeichensprache ging es aber dann doch relativ gut. Die ersten 4 Wochen habe ich ausschließlich im Jugendzentrum (Centro Juvenil) gearbeitet. Vormittags kommen immer die Grundschüler der umliegenden Schulen und am Nachmittag dann die schon etwas größeren Kinder. Die ersten beiden Stunden helfen wir ihnen bei ihren Hausaufgaben, oder bringen ihnen lesen und schreiben bei, da einige Kinder selbst mit 12 oder 13 Jahren noch große Schwierigkeiten damit haben. Danach spielen und tanzen wir noch mit den Kindern, bevor wir mit ihnen zusammen zu ihren Häusern gehen. Die Arbeit im Jugendzentrum macht mir sehr viel Spaß und es ist immer schön, wenn man die Fortschritte und positive Entwicklung der Kinder sieht, mit denen man intensiv gearbeitet hat.
Nach den 4 Wochen habe ich dann begonnen auch zweimal in der Woche im Internat zu arbeiten, durch das Kinder aus der umliegenden Bergregion die Möglichkeit bekommen, in Comarapa zur Schule zu gehen. Bei der Arbeit im Internat geht es zwar auch viel darum, mit den Kindern zu lernen und zu spielen, jedoch bekommt man, dadurch, dass es immer die gleichen Kinder sind, noch eine viel engere Bindung zu ihnen. Zusätzlich zu der Hausaufgabenbetreuung helfe ich zusammen mit den Internatskindern 2 Stunden in der Küche mit. Mittags und abends essen wir Volontäre auch zusammen mit den Kindern in der Schulmensa, wodurch wir noch mehr Nähe zu den ihnen bekommen. Wir durften auch schon an zwei Schulexkursionen der Kinder teilnehmen, was eine sehr tolle Erfahrung war, da der Umgang der Kinder mit den Lehrern hier viel mehr einer freundschaftlichen Beziehung gleicht und alles deshalb sehr entspannt, locker und lustig war.
Zusätzlich zu diesen zwei Projekten hat meine Gastmutter vor einem Jahr noch ein eigenes Projekt gestartet, das „Proyecto de corazon“ (Herzensprojekt). Bei diesem Projekt putzen wir einmal im Monat das Haus einer bedürftigen Familie, helfen beim Aufräumen und besuchen Familien in Not, um zu schauen, wie wir ihnen helfen können.
Da die Kinder hier bereits Sommerferien haben, haben wir uns im Centro Juvenil dazu entschlossen in der ersten Woche eine Art Ferienprogramm für die Kinder am Nachmittag zu veranstalten, mit allen möglichen Spielen. Am finalen Tag gab es dann auch, sehr zur Freude der Kinder, eine große Wasserschlacht, bei der natürlich auch Süßigkeiten nicht fehlen durften.
In meiner Freizeit spiele ich oft mit den Jugendlichen oder mit Freunden Volleyball oder Basketball, wir machen Wanderungen in die wunderschöne Berglandschaft um uns herum, oder treffen uns in dem Café gegenüber der Schule oder auf dem Markt.
Ich habe mich sehr gut eingelebt hier und fühle mich sehr wohl in Comarapa. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Monate. Als Nächstes steht erst einmal ein Feriencamp der Maristen für die Schulkinder auf dem Programm und natürlich Weihnachten. Ich bin schon sehr gespannt auf meine weitere Zeit hier, auf jeden Fall wird sie bestimmt nicht langweilig !
Veronika im Dezember 2018