Vor 3 Monaten trat ich meine Reise nach Addo an. Es ist kaum zu glauben wie viel Zeit schon vergangen ist, seit dem ich ziemlich aufgeregt im August in den Flieger nach Südafrika gestiegen bin. Meine Erwartungen die ich hatte bevor ich hier her kam, sind nur schwer in Worte zu fassen, da ich nicht wirklich wusste was genau mich erwartet und wie ich mit all den Erfahrungen und Veränderungen umgehen werde. Aber im Großen und Ganzen kann ich sagen, dass ich eine unvergessliche Zeit und wundervolle Erlebnisse erwartet habe. Aber ich wusste auch, dass eine große Veränderung auf mich zukommen würde, was mein persönliches Leben angeht. Auch habe ich einen “Schock” über die Verhältnisse erwartet, in den die Menschen hier leben. All diese Erwartungen haben sich überwiegend erfüllt, ich habe hier wirklich eine wundervolle Zeit mit vielseitigen und unbeschreiblich vielen neuen Eindrücken aber auch vielen Veränderungen, da das Leben hier im Addo, einem ziemlich kleinen
Ort im ruhigen Sundays River Valley ein großer Unterschied zu meinem Leben zu Hause ist.
Ich bekomme sehr tiefe Einblicke in das Leben und in die Verhältnisse der Menschen hier, da man zum Teil ihrer Gesellschaft wird, da man in ihre Kirchengemeinschaft aufgenommen wird, aber auch durch den täglichen Kontakt zu den Kindern, den Lehrerinnen und den Angestellten in der Creche (Kindergarten). Als ich in Port Elizabeth aus dem Flieger stieg war die Aufregung auf das erste Kennenlernen mit den Schwestern sehr groß, da man natürlich hofft, dass die Sympathie sofort überspringt.
Ich kann mich noch sehr gut an den Moment erinnern als ich ans Gepäckband kam, mich umgesehen habe und hinter der Glastür schon Sister Martha und Sister Breda entdeckt habe, die mir ganz freudig zugewunken haben, ab diesem Moment fiel die Anspannung von mir ab. Beim Ausgang des Flughafens habe ich gleich den “Spirit of Africa” gespürt, da dort traditioneller IsiXhos Trommler, Tänzer und Sänger, mir ein wunderschönes Ankunftserlebnis beschert haben. Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und hatte keine Probleme mich einzuleben. Sister Martha und Sister Breda sind zwei unglaublich liebe Menschen, mit denen sowohl das Zusammenleben aber auch die Arbeit viel Spaß machen. Von Anfang an hatten wir ein gutes Verhältnis. Sie stecken in all ihre Projekte hier ihr ganzes Herzblut und sind rund um die Uhr für die Community im Einsatz. Wir wohnen etwas außerhalb von Addo und dem Township Valencia, in Valencia ist sowohl die Creche aber auch die Home based Carers und die Nähgruppe.
Ich lebe hier nicht nur zusammen mit den Schwestern sondern auch mit einer kleinen Familie mit zwei aufgeweckten kleinen Jungs, die einen falls es mal nichts zu tun gibt, was nur selten vorkommt, immer auf Trapp halten. Gemeinsam mit Petrodene, einem südafrikanischen Mädchen, die nicht weit von hier wohnt und permanent in der Creche angestellt ist, lebe ich im Volontärhaus auf dem Grundstück der Schwestern. Da sie aber noch an Wochenenden einen Schulkurs belegt, fährt sie
dort nach Hause. Das ist zwar schade, da wir unter der Woche nur wenig gemeinsame Zeit haben, aber
wir verstehen uns trotzdem sehr gut, auch wenn das Zusammenleben manchmal Kompromissbereitschaft verlangt.
Mein Tag beginnt mit einem gemeinsamen Morgengebet, manchmal stehen auch schon früh morgens Leute vor dem Tor zum Grundstück und betteln um Essen. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen, da das ein ziemlich seltsames Gefühl ist. Um 8:30 Uhr startet dann die Creche. Jeden Morgen wird man herzlichst begrüßt, da die Kinder schon am Zaun auf uns warten und ich mich vor Umarmungen kaum retten kann. Momentan arbeite ich in Grade R, den 6 jährigen, die nun bald in die Schule kommen. Die Arbeit mit den älteren Kindern hat mir viel Spaß gemacht da man ihre Fortschritte beobachten konnte und jetzt wirklich stolz auf sie sein kann. Jedoch ist es nicht immer einfach 42 Kinder zu unterrichten, vor allem wenn man die Sprachbarriere nicht überwinden kann. Manchmal kann ich zwar Afrikaans verstehen und ein paar Schlüsselbegriffe auch sprechen, aber die Hauptsprache dort ist IsiXhosa und die Klicks sind nicht für meinen Mund gemacht.
Zurzeit bereiten wir uns fleißig auf das Krippenspiel und die Graduation vor, das alles findet nächste Woche statt und dann ist schon Schuljahresende. Für das nächste Schuljahr wünsche ich mir, dass ich mit den jüngeren Kindern arbeiten kann, da es sehr schön wäre auch dort Eindrücke zu sammeln. Nachmittags helfe ich von Montag bis Donnerstag gemeinsam mit Petrodene und einem anderen
einheimischen Mädchen Sister Breda bei ihren Computerkursen. Auch das macht viel Spaß und es
ist einfach nur unglaublich wie viel die Leute am Ende des Kurses können, wenn man betrachtet, dass viele am Anfang nicht wissen wie man eine Maus hält.
In 3 Wochen schon beginnt für mich das Summer Camp, dass Sister Martha und Sister Breda jedes Jahr organisieren. Zu diesem Summer Camp kommen die Schulsprecher der Maristenschulen in Südafrika zur Unterstützung. Auf diese Erfahrung freue ich mich schon besonders, da ich momentan noch keine Vorstellung habe wie es ist, wenn man eine Woche lang etwa 400 Kinder aus unterschiedlichen Altersgruppen betreut und mit ihnen verschiedene Aktivitäten ausführt. Daher laufen die Planungen dafür momentan auf Hochtouren. Langweilig wird es hier in Addo nie, da man immer etwas zu tun hat. Ab und zu fällt es mir schwer so weit entfernt von meiner Familie und meinen Freunden zu sein, aber jedes einzelne Lächeln der Kinder am Morgen zeigt mir immer wieder den Grund, wieso ich hier bin und wie viel Freude ich bei allem was ich tue hier habe. Jedes Kind hier hat seine eigene Geschichte, manchmal auch eine sehr traurige Geschichte und diese hält sie nicht davon ab, mir jeden Tag ihr Lächeln und ihre Liebe zu schenken. Dieser kleine Mann auf dem Bild gibt euch eine kleine Vorstellung wovon ich rede.
Johanna im November 2018