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Maristische Werte in San José de Chiquitos Simon

In diesem Bericht möchte ich auf die fünf maristischen Werte und deren Umsetzung in meinem privaten Umfeld und meinen Arbeitsstellen in San José de Chiquitos eingehen.

Einfachheit

Sowohl in meiner Arbeit als auch in der Kommunität ist es schwierig, ehrliches und direktes Feedback zu bekommen, da Probleme manchmal nicht oder nur unterschwellig angesprochen werden. So weiß ich nie, ob ich noch etwas besser oder anders machen soll, da es möglich ist, dass jemand aus Höflichkeit ein Problem oder eine Bitte nicht anspricht. Allgemeine Schwierigkeiten und Verbesserungsvorschläge werden hingegen offen angesprochen und diskutiert.

Der Umweltschutz ist ein wichtiges Anliegen der Schulen hier und es wird sowohl im Unterricht als auch bei Veranstaltungen zu dieser Thematik auf die Wichtigkeit von Mülltrennung und -entsorgung hingewiesen. In der Praxis gibt es aber überall noch Verbesserungsbedarf, auch an den Schulen selbst. So ist es üblich, dass jegliche Gartenabfälle (und alles was sich sonst noch finden lässt) zusammen mit Altöl oder Benzin verbrannt wird und der Abfall wird nicht immer in die Mülleimer, sondern oftmals einfach auf die Straße oder den Pausenhof geworfen.

Familiensinn

Wir feiern bei uns in der Kommunität einmal wöchentlich eine Oration, zu der alle eingeladen sind und anschließend essen wir zusammen mit unseren Gästen und unterhalten uns über diverse Themen. Zudem bekommen wir fast täglich Besuch von Freunden oder Leuten, die Hilfe benötigen oder einfach nur reden wollen. Die Schulen organisieren Veranstaltungen zu bestimmten Anlässen (Umweltschutz, Schuljahresbeginn, Vatertag und sonstige Feiertage), wozu alle Eltern und Schüler eingeladen sind. Viele Eltern nehmen diese Einladung wahr, wodurch der Zusammenhalt zwischen Lehrern und Eltern verbessert wird.

An der Secondaria spielen einige Lehrer zweimal in der Woche Fußball, setzen sich im Anschluss zusammen und unterhalten sich bei kühlen Getränken. Die Lehrer der Grundschule veranstalten monatlich eine Geburtstagsfeier für alle, die in diesem Monat ihren Geburtstag feiern und fast alle Lehrer nehmen an diesen Feiern teil. Allerdings könnte der Zusammenhalt unter den Lehrern der Secondaria besser sein, da diese im Gegensatz zur Grundschule kaum gemeinsame Aktivitäten für die Lehrer durchführen und beim Lehrerfußball nur ein paar Männer teilnehmen.

Präsenz

Da viele Kinder eine Fülle von Problemen von Zuhause mit in die Schule bringen und natürlich auch dort Probleme mit anderen Schülern oder Lehrern entstehen, ist es wichtig, dass man mit den Schülern spricht und ihnen zuhört. Hierfür gibt es einige Lehrer, die sich sehr gut um Schüler und ihre Kollegen kümmern und immer ein offenes Ohr für Probleme und Sorgen haben. Zusätzlich gibt es eine Schulpsychologin, die sich ausführlich um diverse Probleme der Schüler und Lehrer kümmert und sich Zeit für sie nimmt. Dieses Angebot nehmen viele Schüler und Lehrer an.

In der Kommunität spreche ich viel mit meinen Gasteltern und wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Zusätzlich zu den obengenannten Aktivitäten schauen wir mit Freunden Filme an, gehen einmal in der Woche gemeinsam zum Essen und lachen oft miteinander.

Liebe zur Arbeit

In der Kommunität helfen sich in aller Regel alle gegenseitig und erledigen Aufgaben wie Putzen, Kochen oder Rasenmähen freiwillig und zuverlässig. Dadurch fühle ich mich ebenfalls motiviert selbst mitanzupacken und diese Aufgaben zu erledigen. Auch Maristen aus anderen Städten, die uns hin und wieder besuchen, beteiligen sich an jeglichen Arbeiten, die anfallen.

Bei der pastoralen Arbeit an den Samstagen helfen viele freiwillige Schüler und opfern dafür ihre Freizeit. Da das Interesse der Kinder daran teilzunehmen gesteigert werden soll, werden Plakate gestaltet, Geschenke gebastelt, Spiele gesucht und die Inhalte der Gruppenstunden vorbereitet. Obwohl das viel Zeit kostet melden sich jedes Jahr zahlreiche Schüler und Lehrer als Gruppenleiter und Begleiter. Einigen fällt es manchmal jedoch schwer das ganze Jahr über sich voll einzusetzen und deshalb gibt es am Ende des Jahres meist weniger Freiwillige als am Jahresanfang.

Besonders die Lehrer/innen der Grundschule setzen sich sowohl in der Schule als auch zu Hause ein, um ihre Arbeit bestmöglich zu machen. Vor allem die Lehrerinnen der niedrigen Jahrgangsstufen basteln zu Hause an der Dekoration für die

Klassenzimmer oder an Geschenken für die Kinder. Schwierigkeiten gibt es dabei, Kindern einzeln zu unterstützen und gerade den Schwächeren gezielt zu helfen, da die Klassen relativ groß sind (mindestens 35 Schüler) und die Lehrer sich mehr darauf konzentrieren, dass die Kinder sich nicht miteinander raufen.

In der Weise Mariens

Besonders im Behindertenzentrum wird stark auf die einzelnen Schüler geachtet. Sie sind in verschiedenen Klassen nach Behinderung, Grad der Behinderung und Alter aufgeteilt, wodurch man speziell auf sie eingehen kann. Dabei werden vorwiegend die Kinder mit starker

Behinderung sehr individuell behandelt und ihnen wird sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt. Und das nicht nur von den Lehrern des Behindertenzentrums, sondern auch von Maristenschülern, die gelegentlich vorbeikommen. Außerdem gibt es eine Menge Sponsoren, die das Zentrum und dadurch auch die Schüler finanziell oder durch Sachspenden unterstützen.

In der Kampagne BUEN TRATO werden Spendenaktionen ausgerichtet, bei denen der Erlös an arme Menschen oder an gemeinnützige Einrichtungen in San José gespendet wird.

Auch in der Schulmensa werden kostenlose Mahlzeiten an Kinder ausgegeben, deren Eltern wenig Geld zur Verfügung haben und so wird diesen armen Familien effizient geholfen.

Simon im März 2018