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Bedeutung von Mission in Brasilien Katharina

Schöne Grüße aus dem sonnigen Santa Cruz do Sul, in Brasilien. Oder auch „Land der Gauchos“, oder einfach „Pampa“ genannt. Ich arbeite jetzt schon seit zweieinhalb Monate hier im Jugendzentrum „Boa Esperanca“.(= Die gute Hoffnung). Das bedeutet bei mir leider schon die Halbzeit meines Volontariats in Brasilien. Die Mission eines Volontärs ist hier ganz klar definiert. Brasilien ist weltweit das Land mit der größten Präsenz von Maristen. Hier haben die Maristenbrüder schon viele wundervolle Einrichtungen gegründet. Es fängt an mit privaten und öffentlichen Schulen, sozialen Einrichtungen, aber sogar Krankenhäuser und Universitäten laufen hier unter dem Namen der Maristen. Ganz zu schweigen von dem fünfstöckigen Bürogebäude, das ich in Porto Alegre kennenlernen durfte. Dementsprechend sind in Brasilien schon Erfahrungen mit Volontären vorhanden.

Jedoch handelte es sich bisher immer nur um Volontärsgruppen aus anderen südamerikanischen Ländern für ein bis zwei Monate, oder aber um Einheimische, die sich in den Einrichtungen ehrenamtlich mit einbringen.Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich an meinem ersten Tag hier einen Rucksack erhalten habe, auf dem übersetzt Volontärin der Maristen stand, genauso wie ein eigens angefertigter Kalender für Volontäre 2017.

Meine Mission stellt für mich dar, viel zu geben, und nichts im Gegenzug zu erwarten. Das Geben ist in diesem Fall vor allem viel Liebe, Wissen und Aufmerksamkeit und es macht mich wiederum glücklich zu sehen, wie dies die Kinder freut. Die Kinder in meinem Projekt sind alle aus dem „Barrio Santa Vittoria“, ca. 15 Minuten von der Universitätsstadt Santa Cruz entfernt. In diesem Barrio herrscht ein – für uns oft unvorstellbarer – Alltag. Die Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren werden hier schon sehr jung mit Armut, Gewalt und Drogen konfrontiert. Voraussetzung für eine Aufnahme ist es, dass man zur Schule geht. Jedoch sind diese Schulen kostenlos und daher staatlich und nicht mit deutschen Schulen zu vergleichen. Es gibt deshalb nicht genügend Material oder gut ausgebildete Lehrer. Die Hälfte der Kinder kommt um 8 Uhr im Jugendzentrum an, erhält hier ein kostenloses Frühstück, später noch einen Snack, sowie ein Mittagessen. Dazwischen werden sie, je nach Alter unterrichtet in Informatik, Kunst, Musik und Sport. Nach dem Mittagessen gehen diese dann in die Schule und die andere Hälfte kommt an, um ebenfalls noch ein Mittagessen zu erhalten. Das Programm ist vormittags und nachmittags jeweils das Gleiche. Die zweite Hälfte geht jeden Tag um 5 Uhr nach Hause.

Gute Stimmung im Klassenzimmer

Das Hauptziel ist also die schlechte, schulische Bildung zu ergänzen und eine christliche Erziehung auch mit den Werten der Maristen zu vermittelt. Hier kennt jedes Kind die Geschichte von Marcellin Champagnat auswendig. Was ich hier auch sehr schön finde, ist, dass sich hier jeder als Marist von Herzen bezeichnet. Wenn man sich mit neuen Leuten trifft, die zufällig auch in einem Maristenkolleg waren, schreien diese meist begeistert auf.

Auf Portugiesisch gibt es einen YouTube Kanal der Maristen, mit zahlreichen Liedern und sogar ein Maristen-Liederbuch. Hier spielt aber auch die Nächstenliebe eine sehr große Rolle. Es gibt jeden Tag zahlreiche Umarmungen und Küsschen für jedes einzelne Kind. Sie bekommen hier die Zuneigung, die Ihnen oft von zu Hause aus fehlt.

Eine Woche lang haben wir Erzieher die Familien der Kinder besucht, um deren Umfeld und Lebensumstände kennen zu lernen. Vor allem für mich, aus einem Erste-Welt-Land war es schockierend, die Lebensbedingungen zu sehen. Die Häuser sind klein gehalten, die Wände sind manchmal nur zusammen gehämmerte Bretter und Dächer aus Blech. Aber leider stellen in Brasilien auch die Drogen ein großes Problem dar. Die Eltern der Kinder sind oft drogen- und alkoholabhängig und vernachlässigen die Erziehung. Aber auch die kleinen Kinder nehmen oft schon Drogen, oder verkaufen sie sogar selbst. Für sie ist es ein Weg, dem Alltag zu entkommen. Das Zentrum „Boa Esperanca“ hat sich auch als Ziel gesetzt, die Kinder von der Straße auf einen besseren Weg zu führen.

Glücklicherweise wird diese Hilfestellung von den Bewohnern sehr gut angenommen, es gibt auch alle drei Monate Treffen mit den Angehörigen, um die ganze Familie mit einzubeziehen.

Es ist so beliebt, dass sogar viele Kinder auf der Warteliste stehen, um aufgenommen zu werden.

Das Jugendzentrum ist für sie wie eine ganz andere Welt. Hier leben sie in einem geschützten Umfeld. Sobald es zu dämmern anfängt, sollte man sich als Fremder lieber nicht draußen aufhalten. Dann beginnen die Überfälle, Drogenkriege und Schießereien.

Gelebte Gemeinschaft

Von Erzählungen weiß ich, dass die verschiedenen Drogenbanden die Viertel beherrschen und es sehr oft zu Gewalt und auch Mord kommt. Es gibt hier sehr viele Kinder, die einen oder beide Elternteile auf diese Weise verloren haben. Deshalb leben einige von ihnen auch bei ihren Großeltern. In meinen Augen ist es furchtbar, so etwas schon von klein auf mitzuerleben.

Einmal die Woche kommt auch ein Psychologe zu uns, dem sich die Kinder anvertrauen können. Er hat mir zum Beispiel erzählt, dass jedes einzelne der Kinder auf irgendeine Weise traumatisiert ist.

Anfangs war es für mich persönlich sehr erschreckend, den Alltag hier kennen zu lernen. Die Kinder fangen manchmal aus dem Nichts an, zu weinen und unsere Aufgabe ist es dann einfach, sie in den Arm zu nehmen und zuzuhören. Abgesehen davon begleite ich die Kinder in den Unterricht und helfe den Erziehern, unser gemeinsames Wissen und Werte zu vermitteln.

Dadurch zeigen wir Ihnen, dass es sich lohnt zu lernen und dass Sie an sich glauben sollen und immer ein Ziel vor Augen halten sollten.

Ich lerne hier mein deutsches Leben sehr zu schätzen, und lerne, jedes einzelne der Kinder zu lieben. Ich tue mein Bestes, ihnen Hoffnung zu vermitteln, dass eine Zukunft abseits der Drogen und Gewalt möglich wird.

Unsere Teamarbeit

 

Katharina im März 2017