Es ist nun schon über drei Monate her, dass ich meine Einsatzstelle bei Three2Six in Johannesburg, Südafrika, verlassen habe. Im folgenden Text möchte ich auf einige Punkte eingehen, die aufzeigen wie das Jahr im Ausland mein Leben beeinflusst hat.
Diese 10 Monate Auslandserfahrung haben mir geholfen das Leben mit anderen Augen zu sehen. Im Rahmen der FOS 11 habe ich schon vor dem sozialen Jahr mit CMI ein halbjähriges Praktikum in der offenen Ganztagesbetreuung der Grundschule Mindelheim absolviert. So habe ich den direkten Vergleich der Kinder hier in Deutschland zu denen in Südafrika gesehen. Meine Kinder in Südafrika hatten mit Problemen zu kämpfen, wie Armut, Gewalt und Krankheiten. Mit diesen Problemen umzugehen und mit den Kindern zu arbeiten hat mir gezeigt, wie gut wir es in Europa haben. Bei uns in Deutschland sind die Kinder gut abgesichert. Bei uns gibt es Krankenversicherungen, soziale Unterstützung Kinderrechte, Bildungsrechte, Jugendschutz und vieles mehr. Diese Sicherheiten, die der Staat uns gibt, schätze ich heute viel mehr als davor.
Ein weiterer Punkt ist die Sicherheitslage. Nach fast einem Jahr hinter hohen Zäunen und Security zu leben, bin ich froh wieder in einem sicheren Land zu sein. Zu Fuß in Johannesburg unterwegs zu sein, vor allem bei Nacht, ist ein No-go. Deshalb wurden uns Volontären auch Autos bereitgestellt, sodass wir die Möglichkeit hatten uns unabhängig zu bewegen. Eine andere sichere Möglichkeit war den Taxi-Dienst „Uber“ zu nutzen. In Deutschland kann ich nachts nach Hause laufen, ohne befürchten zu müssen, dass mir etwas zustößt. Diese Freiheit schätze ich nun sehr.
Meine Erlebnisse wirken sich auch auf mein Konsumverhalten aus. Da ich Kinder gesehen habe, die Zuhause aus diversen Umständen kein Essen auf den Tisch bekommen, achte ich mehr darauf, dass ich keine Lebensmittel verschwende. Schon vor Südafrika habe ich ungern Essen weggeschmissen, doch nach diesen Erfahrungen werden die letzten Reste auch noch verwertet. Es ist ein großer Luxus mehr als ausreichend Nahrung zur Verfügung zu haben.
An Tagen an denen mich alles nervt, denke ich immer wieder zurück an die die gar nichts haben, aber dennoch fröhlich sind. „The African Way of Life“ hat mich sehr fasziniert und inspiriert. Wir in Deutschland können uns über kleine Probleme sehr ärgern. Dies ist auch verständlich, da wir nicht existenziell in Not sind.
Nun zu dem Punkt, ob ich denjenigen an meiner Arbeitsstelle weiterhelfen konnte. Ich würde sagen ja, da ich auch unser Office Team mit technischem Support unterstützen konnte. So habe ich diverse Programme am Computer oder iPad eingerichtet, die sie zukünftig weiter verwenden werden. Am meisten jedoch habe, so denke ich, meinen Kindern geholfen. In der Zeit meines Aufenthalts wurde ich zu einer ihrer Vertrauenspersonen und habe ihnen Aufmunterung und warme Worte zugesprochen. Ebenso habe ich versucht ihnen etwas Liebe zu geben, was sie Zuhause nicht bekommen. Da viele von ihnen mehrere Geschwister haben und die Eltern oft die ganze Zeit aus dem Haus sind, um Geld zu verdienen, bleibt wenig Zeit für die Kleinen. Also beschäftigte ich mich mit ihnen, wie z.B. Fußball spielen, was den Zusammenhalt stärkt und neue Freundschaften fördert.
Meine Wohnverhältnisse fand ich super, da ich mit neun weiteren jungen Menschen unter einem Dach gelebt habe. Unsere Wohngemeinschaft befand sich auf dem Schulgelände des Holy Family Colleges. Da alle aus anderen Ländern und Kontinenten kamen, habe ich viele interkulturelle Erfahrungen gesammelt. Zusammen über die anderen oder eigenen Kulturunterschiede zu reden hat sich öfters als witzig und sehr interessant
erwiesen. In meiner Zeit habe ich Kontakte weit über den Globus knüpfen können. Dadurch, dass das ganze Haus mit verschiedenen Nationen gemischt war, war unsere Sprache im Haus Englisch. Meine Englischkenntnisse konnte ich dabei deutlich verbessern. Während ich mich am Anfang schwer tat Gesprächen zu folgen und zu verstehen, konnte ich am Tag meiner Abreise mit allen Konversationen „easy“ mithalten. Für mich persönlich hat sich das aufbessern meiner Sprachkünste sehr gelohnt.
Die eigenen Erfahrungen sind der größte Schatz den ich aus dem Gastland mitnehmen konnte. Auch die positive Außenwirkung, vor allem bei Arbeitgebern ist nicht außer Acht zu lassen. All die Erfahrungen bestehen aus kleinen Dingen, die mich gestärkt und innerlich wachsen ließen.
Dank meiner Erlebnisse, kann ich junge Menschen motivieren ein solches Projekt anzugehen. Zudem kann ich als Marist für die Stelle vor Ort sprechen und mich bei Nachfragen als Ansprechpartner anbieten.
Ich kann allen empfehlen die tolle Möglichkeit eines Freiwilligendientes über CMI zu nutzen.
Nochmals ein herzliches Dankeschön an alle, die mir dieses Jahr ermöglicht haben.
Marius im September 2018