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Rückblick auf neun Monate Mexiko Angela

In den vergangenen neun Monaten hatte ich die Möglichkeit, in die maristische Welt Mexikos in Mérida, Yucatán einzutauchen und ich kann jetzt rückblickend sagen, dass es für mich wohl eine der besten Entscheidungen war. Die Zeit war für mich eine sehr intensive, ereignisreiche und genau deswegen auch prägende und mich werden die Erfahrungen der letzten neun Monate wohl mein ganzes Leben begleiten.

Meine Arbeit ging von der Universidad Marista de Mérida aus und wurde vom Pastoralbüro koordiniert. Unter anderem gab ich so Englisch-kurse in einem Gemeinschaftszentrum, half in einem Behindertenprojekt der Universität mit und betreute Kleinbauern in einem Gartenprojekt. Daneben verbrachte ich einige Vor- und Nachmittag in der Maristengrundschule Colegio Montejo, wo für die Kinder der 5. und 6. Klasse nachmittags ein Katechismusprojekt angeboten wird. Jeden Dienstagabend traf ich mich außerdem mit der Gruppe „Compartir“ vor einem öffentlichen Krankenhaus. Wir teilten den Menschen Essen aus und erkundigten uns nach ihrer Situation, um, wo es uns möglich war, zu helfen.

Essensausgabe in „Compartir“ vor dem Krankenhaus

 

Diese Vielfalt an Projekten erlaubte es mir, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten mit verschiedensten sozialen Hintergründen kennenzulernen – gerade diese Fülle an Gesichtern und Geschichten prägte mich sehr. Vor dem Krankenhaus sprach ich einmal mit einer Frau, die mit nur 30 Pesos (ca. 1,50 €) angereist ist, sich schon die ganze Woche vom Essen, das verschiedene Gruppen täglich vor dem Krankenhaus verteilen, ernährt hat, und noch nicht wusste, wie sie wieder in ihr 3 Stunden entferntes Dorf zurückkommen würde. In der Maristenuniversität oder dem Colegio Montejo dagegen kommen die meisten Schüler und Studenten aus (sehr) guten finanziellen Verhältnissen. Sie haben so die Möglichkeit zu einer guten Bildung, sie können Reisen und eventuell im Ausland studieren. Dass der Zufall der Geburt das einzige ist, was diese Menschen voneinander trennt, bringt mich immer noch sehr zum Nachdenken.

Immer wieder wurde mir so deutlich, wie privilegiert ich in Deutschland bin. Natürlich gibt es auch hier soziale Unterschiede und Chancenungleichheiten, aber ein finanziell schwächeres Elternhaus verschließt normalerweise keine Bildungswege, das Wort „Dorf“ bedeutet nicht Strukturschwäche und Armut und in vielen Situationen hilft uns das soziale Netz des Staates weiter.

Umso froher war ich, Teil der Maristenarbeit in Mérida sein zu dürfen, die auch darauf fokussiert ist, die Schere zwischen Arm und Reich etwas kleiner zu machen. Natürlich bilde ich mir nicht ein, durch meine Anwesenheit das Leben unzähliger Menschen nachhaltig verbessert zu haben. Ich denke, dass es vor allem die kleinen Dinge sind, die bleiben. So wie ich immer noch oft an bestimmte Menschen mit deren Geschichten und Ansichten denke, habe vielleicht auch ich in dem ein oder anderen etwas hinterlassen.

Bruder Lalo beim Leeren der Pinata auf der Weihnachtsfeier von der „Familia Marista“

Als einige der wenigen Freiwilligen aus meinem Jahrgang habe ich nicht in einer Maristenkommunität gelebt, sondern lebte bei einer Gastfamilie, die den Maristen sehr nahe steht. Die Erfahrung, sich in einer Familie in völlig neuem Umfeld einleben und seine Rolle finden zu müssen war komplett neu für mich und manchmal auch eine Herausforderung. Trotzdem oder auch gerade deswegen sind meine Gasteltern und deren Söhne wohl die Personen, die mir während meines Aufenthalts am nächsten standen. Sie haben sich sehr bemüht, mich wie ein weiteres Familienmitglied zu behandeln und von ihnen habe ich unglaublich viel gelernt, wofür ich sehr dankbar bin.Dass ich nicht mit den Brüdern gelebt habe, hat mir nicht weniger das Gefühl gegeben, Teil der „Familia Marista“ zu sein. Einmal im Monat trafen sich zum Beispiel alle Brüder und Laienmaristen im Brüderhaus zu einem gemeinsamen Gottesdienst und verbrachten den Abend bei einem anschließenden Abendessen miteinander. Die Maristenwelt in Mexiko ist sehr lebendig und es wurde viel darüber gesprochen, wie wir uns als Laien einbringen können, was mir besonders gut gefiel und auch mit nach Hause nehmen möchte.

Zurück in Deutschland bleibt mir die Motivation und Freude daran, mich ehrenamtlich zu engagieren, auch im Rahmen maristischer Projekte. Ich bin sehr dankbar, dass sich unser Cmi-Jahrgang zu einer tollen Gruppe entwickelt hat. Gemeinsam sprachen wir bereits über weitere Ideen für die deutsche Maristenwelt, wie zum Beispiel die Ausrichtung eines Maristen-Camps der vier deutschen Maristenschulen und unsere Mithilfe beim zweiten Orore-Summercamp 2018.
Außerdem will ich meine Erfahrungen und Erlebnisse meines Freiwilligenjahres mit Maristenschülern teilen und damit andere Jugendliche motivieren ein Jahr Cmi-Volunteering zu wagen. Ich selbst bin unglaublich dankbar, diese Chance bekommen zu haben und hoffe, dass noch viele nach mir sie ergreifen.

Angela im Juli 2017