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Steve (Postulant), Br. Peter und Ich nach einem Gottesdienst, mit samoanischen Blumenketten

Erste Eindrücke aus Samoa Jonas

Da ich leider gar keine Ahnung habe, wie ich so einen Bericht denn am besten beginne, überspringe ich die Einleitung einfach mal und beginne schlichtweg mit dem Hauptteil.

Ich bin jetzt also mittlerweile schon knapp dreieinhalb Monate weg aus Deutschland. Zu Beginn meiner Reise zum anderen Ende der Welt, wurde ich von den neuseeländischen Brüdern eingeladen, diese zu besuchen. Anfang September war es dann aber soweit, nach zweieinhalb Wochen ging es für mich weiter von Auckland nach Apia, Samoa. Ich habe im Vorhinein versucht, mir möglichst wenig über Samoa erzählen zu lassen, weil ich es generell bevorzuge, meine eigenen Erfahrungen zu machen. Dass es schlichtweg nicht umsetzbar ist, dies komplett zu schaffen, wurden mir trotzdem einige, teils skurrile, Dinge berichtet. Mit diesen im Hinterkopf, vielen Fragen und einer gewissen Nervosität erreichte ich dann also mein, bis Mitte nächsten Mai, neues Zuhause. Ich stieg aus meinem Flugzeug und mir schwappte erst einmal eine Hitzewelle entgegen. Wie angekündigt war ich (wenigstens vom Wetter her) im Paradies gelandet. Was ich dann leider spätestens im Flughafengebäude feststellen musste ist, dass Internet hier schon fast in Richtung Luxusprodukt geht: Es gab kein freies WLAN, was ich davor an bisher keinem Flughafen der Welt erlebt habe.

Mir wurde davor einmal gesagt „Samoa ist arm, aber es hungert niemand“. Das trifft es sehr gut. Zwar haben beispielsweise deutlich weniger Leute hier ein Smartphone und teils Modelle, die man in Deutschland kaum bis gar nicht sieht, jedoch hat jeder Samoaner irgendwo eine große Familie in irgendeinem Dorf, welche einen Platz zum Schlafen und vor allem eine Plantage mit entsprechend mehr als genug Lebensmitteln besitzt.

Ich in traditioneller, samoanischer Kleidung

 

Zurück zu meiner Ankunft. Ich wurde also am Flughafen von Brother Peter abgeholt und als erstes nach Mulivai zur Primary School der Maristen in Apia gebracht. Wir blieben dort jedoch nicht lange und fuhren bald weiter nach Alafua, einem Vorort von Apia, zum St. Joseph’s College. Dort befindet sich die zweite Kommunität der Maristen auf Samoa und genau dort bin ich jetzt auch untergebracht. Ich habe mich recht schnell eingelebt und gewöhne mich immer mehr an das Zusammenleben mit den Brüdern. Mit (fast) allen verstehe ich mich auch sehr gut!

Sehr angenehm ist es, dass die Schule und unser Haus hier auf dem gleichen Grundstück liegen. Ich muss morgens also nur ein Rugbyfeld überqueren und schon bin ich da. Dort unterrichte ich gemeinsam mit Tupu, einem bulligen Amerikanisch-Samoaner, HPE, also Sport und Gesundheit an sich. Dies macht mir sehr Spaß, auch deshalb, weil wir hier an einer Secundary School sind (Auf Samoa Klasse 9-13) und die Schüler dadurch sogar teilweise in meinem Alter sind. Und ich glaube, die Schüler genießen auch, dass sie mal einen vor sich haben, der in etwa ihrer Altersklasse entspricht. Zumindest ist mir bisher noch nichts Anderes zu Ohren gekommen. Am Rande erwähnt, was für mich gerade anfangs ganz witzig war: Lehrer werden hier mit ihrem Vornamen angesprochen.

Zurück zu meiner Kommunität: Neben Brother Peter haben hier auch noch Brother Siaosi (der einzige Samoaner unter uns und gleichzeitig der Zuständige für mich), Brother Borerei (welcher mit 29 der jüngste Bruder hier und auch ein guter Freund von mir ist) und Brother Bryan (der Direktor des St. Joseph’s College und damit bisher mein Boss) gelebt.

die aktuell auf Samoa lebende Maristen

 

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass ich im letzten Paragraphen recht oft in der Vergangenheit gesprochen hab. Dies liegt daran, dass sich meine Zeit hier am St. Joseph’s College langsam dem Ende zuneigt. In den letzten Wochen habe ich nämlich mitbekommen müssen, wie schnell hier alles gehen kann. Das bedeutet konkret, das Borerei vom aktuellen Meeting aller Brüder in Neuseeland nicht nach Samoa zurückkehren wird, sondern das kommende Jahr in seiner Heimat Kiribati (ich hoffe, das ist der korrekte deutsche Name) verbringen wird. Des Weiteren wurde Bro Siaosi zum Schulleiter für die Primary School in Mulivai ernannt. Was wiederum bedeutet, dass er (und damit auch ich) im Januar umziehen werden und sich mein Arbeitsplatz auch ändert. Ab nächstem Jahr werden meine Schüler also in die erste bis achte Klasse gehen. Wen ich genau unterrichten werde und ob ich wieder einen richtigen Lehrer an meiner Seite hab, weiß ich noch nicht. Solche Dinge laufen hier immer recht spontan ab, vermutlich erfahre ich das Ganze erst, sobald der erste Schultag dann gekommen ist. Find ich aber nicht schlimm!

Momentan sind hier Sommerferien (was immer noch alle in Deutschland zum Lachen bringt und angesichts des Kalenders auch für mich manchmal noch schwer zu begreifen ist). Wer jedoch denkt, ich liege deshalb nur faul am Strand, der liegt falsch!

Strand an der Südküste Upolus, der Insel mit den meisten Einwohnern Samoas

 

Momentan renovieren wir die Klassenzimmer des St. Joseph’s College. Wir haben schon alle Tische abgeschliffen (was eine riesen Arbeit war) und jetzt sind wir dabei, diese und die Räume selber neu zu streichen. Da ich oft mit irgendwas beschäftigt bin, ist es praktisch, dass mit Potoae (ein Arbeiter der Schule) und bis jetzt mit Borerei (dem Bruder aus Kiribati) zwei meiner besten Freunde direkt bei mir bzw. im Fall von Potoae knapp 20 Meterent entfernt und immer noch auf dem selben Grundstück wie ich, wohnen. Das ganze wird sich nächstes Jahr ändern, aber das werde ich schon trotzdem irgendwie hinbekommen.

Da bald Weihnachten ist, werden Siaosi, Potoae, die anderen Arbeiter der Schule und ich in den nächsten Tagen nach Savai’I, der größten, aber in Sachen Bevölkerung nur an zweiter Stelle stehenden Insel Samoas fahren. Dort werden wir über die Feiertage und Silvester bei Siaosis Familie leben. Ich bin schon sehr aufgeregt, wie es sein wird, als erster überhaupt ins neue Jahr einzuziehen.

Jonas im Dezember 2016