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Spielen mit den Vorschulkindern

Erster Bericht aus Villavicencio

Ich kann es selbst noch gar nicht glauben, dass es jetzt schon fast 3 Monate her ist, als ich nervös und voller Vorfreude am 16. August ins Flugzeug gestiegen bin und mein Abenteuer in Kolumbien begonnen habe. Ich hatte nicht wirklich konkrete Vorstellungen, wie die folgenden neun Monate für mich ablaufen würden. Klar, ich wollte viele Erfahrungen sammeln, eine andere Kultur und Lebensweise kennenlernen und mich in eine neue Gemeinschaft einbringen, doch was genau meine Aufgaben sein würden und wie der Alltag in einem so anderen Land wie Deutschland für mich letztendlich aussehen würde, konnte ich vor meiner Abreise noch nicht wissen. Bis jetzt kann ich aber sagen, dass ich von den offenen, herzlichen Kolumbianern sehr lieb aufgenommen wurde und mich schon richtig wohl hier fühle.

Ich lebe in der Stadt Villavicencio, der Hauptstadt des Departamento Meta, etwa drei Stunden  von Kolumbiens Hauptstadt Bogotá entfernt. Ich wohne derzeit zusammen mit zwei Maristenbrüdern in einer Kommunität im Stadtteil Porfía, einem eher ärmeren Bezirk der Stadt.

Meine Freiwilligenarbeit geht hauptsächlich von der Schule „Institución Educativa Champagnat Pinares de Oriente“ aus. Diese ist eine staatliche Schule, die von Maristen organisiert wird und auch „Megacolegio“ genannt wird, da sie von mehr als 1400 Schülern der Vorschule bis zur 11. Klasse besucht wird. Kinder einer sozial schwächeren Schicht bekommen hier die Möglichkeit eines regelmäßigen Schulbesuchs. Der Unterricht findet in kleinen Häuschen mit Garten statt.

Vom ersten Tag an habe ich mich dort sehr wohl gefühlt, es herrscht eine lockere Atmosphäre und sowohl Mitarbeiter als auch Schüler haben mich sehr herzlich empfangen. Als Volontär gibt es in der Schule sehr vielfältige Möglichkeiten, sich in den Tagesablauf einzubringen und so durfte ich am Anfang meiner Zeit frei entscheiden, was ich gerne machen möchte und was mir Spaß macht. Relativ schnell wusste ich, dass ich gerne Zeit mit den kleineren Kindern verbringen möchte und somit bin ich jetzt vormittags meistens bei der ersten Klasse oder der Vorschule dabei.

Spielen mit den Vorschulkindern

 

Die Schule beginnt hier jeden Tag um sechs Uhr morgens. Die Kinder werden begrüßt, es wird gebetet, gesungen und ich bekomme bereits die ersten Umarmungen. Danach geht es in die Klassenräume. Da ich nicht selbst unterrichten darf, begleite ich die Lehrkraft im Unterricht. In jeder Klasse sind mindestens 40 Kinder, weshalb wir beide auch die ganze Zeit zu tun haben. Ich bereite also verschiedene Sachen vor, spiele, tanze, bastle oder singe mit den Kindern. Manchmal mache ich auch Einheiten mit kleineren Gruppen, bringe ihnen ein paar Wörter auf Englisch bei oder erzähle ihnen etwas über Deutschland. Bei so großen Klassen haben die Lehrer oft auch keine Zeit, sich intensiv um schwächere Schüler und Schülerinnen zu kümmern, und deswegen betreue ich diese dann bei verschiedenen Aufgaben.

Das Betreuen von Gruppen war anfangs wirklich eine kleine Herausforderung für mich, denn obwohl ich 3 Jahre Spanisch in der Schule hatte, sieht die Realität nochmal ganz anders aus. Ich musste also irgendwie versuchen, mich mit ihnen zu verständigen. Relativ schnell habe ich jedoch gemerkt, dass auch die Kinder viel Spaß daran haben, mir Wörter und Ausdrücke zu erklären, was mir beim Lernen sehr geholfen hat. Ab und zu machen wir auch Aktivitäten mit den Kleinen, so haben wir zum Beispiel letztens vormittags eine Halloweenparty mit Verkleidungen, Süßem und Musik organisiert. Es gibt also eigentlich immer etwas zu tun und auch wenn es manchmal anstrengend ist, habe ich die Kinder schon richtig ins Herz geschlossen und liebe es, mit ihnen Zeit zu verbringen.

Nachmittags habe ich jeden Tag verschiedene Aufgaben. Montags begleite ich derzeit eine zehnte Klasse beim Englisch üben. Ich führe mit kleineren Gruppen Gespräche auf Englisch und versuche, sie zum Englischsprechen zu motivieren. Da mir diese Arbeit sehr viel Spaß macht, wollte ich mich noch ein wenig mehr im Bereich Englisch einbringen und deshalb führe ich seit kurzem mittwochs Einzelgespräche mit den Schülern.

Ausflug zu einer anderen Schule

 

Mit dieser Übung möchte ich versuchen, ihnen die Angst zu nehmen, sich in einer anderen Sprache zu unterhalten und vermitteln, wie wichtig Englisch heutzutage ist. Auch in Zukunft habe ich vor, mich in diesem Bereich noch mehr einzubringen. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag helfe ich bei der „Clase de apoyo“ der ersten Klasse mit, was wie eine Intensivierung oder Nachhilfe ist. Dort kann ich mich intensiver um schwächere Schüler und Schülerinnen kümmern und mit ihnen den nicht verstandenen Stoff nochmal durchgehen und üben. Freitagnachmittags gibt es sogenannte pastorale Jugendgruppen an der Schule, ein freiwilliges Angebot, was es an allen Maristenschulen der Provinz Norandina gibt.

Es gibt 4 verschiedene Gruppen: Tiemar, Cemar, Amigos en Marcha und Remar. Ich begleite die Gruppe Amigos en Marcha, wo sich Kinder etwa von der sechsten bis zur achten Klasse befinden. Die „Animadores“, ehemalige und ältere Schüler, spielen Gruppenspiele, beten und singen mit den Jugendlichen und es werden maristische Werte vermittelt.  Allgemein ist mir aufgefallen, dass „Marist sein“ hier eine sehr hohe Bedeutung hat und in den Schultag und verschiedene Aktivitäten integriert wird. Es gibt beispielsweise regelmäßige Treffen zwischen den verschiedenen Maristenschulen in Kolumbien und es herrscht ein reger Austausch.

 

Plaza los Libertadores im Zentrum von Villavicencio

In meiner Freizeit unternehme ich gerne etwas mit den Brüdern, mit denen ich mich richtig gut verstehe und mit Lehrern, Mitarbeitern oder Schülern, mit denen ich mich angefreundet habe. Wir gehen baden, Eis essen, wandern oder auch mal ins Kino. Letztens habe ich auch eine Fahrradtour mit Freunden gemacht und wir waren auf einem wunderschönen Aussichtspunkt, von dem aus man über die ganze Stadt sehen kann. Die Brüder gaben mir auch schon die Möglichkeit, andere Maristenschulen in Kolumbien zu besuchen, wie etwa die Schule in Ibagué und Bogotá. Außerdem durfte ich eine Woche in Armenia verbringen und an der Schule im Englischunterricht mithelfen. In den Kommunitäten sind Gäste immer herzlich willkommen, auch wir haben öfters Besuch zu Hause. In der Schule gibt es regelmäßig thematische Veranstaltungen wie zum Beispiel eine Halloweenparty mit den Lehrern, ein Drachenflugwettbewerb oder der Abschluss der 12. Klassen.

In 2 Wochen beginnen die großen Ferien, und dann ist auch schon bald Weihnachten, nur dieses Jahr wohl ohne Schnee und bei über 30 Grad…

Marie im November 2018