Die neun Monate, in denen ich im „Marist Centre for Migrants“ in Thailand meinen Freiwilligendienst geleistet habe, waren eine lebensverändernde Erfahrung für mich. In unserer Einrichtung wurde den Kindern burmesischer Migranten kostenlose Schulbildung, Betreuung und Verpflegung geboten. Ich unterrichtete Englisch, Kunst und Gitarre. Obwohl die Arbeit sicherlich fordernd war, habe ich sie immer mit großer Freude ausgeübt. Im Marist Centre lernte ich ein sehr engagiertes Team aus Lehrern und Maristenbrüdern kennen, deren Leidenschaft für ihre Arbeit sehr inspirierend war. Unser Bildungszentrum ist darauf ausgerichtet, den Schülern eine ganzheitliche Bildung zu bieten und sie davor zu hindern zu frühzeitig zur Arbeit zu gehen. Aus diesem Grund wird ein enger Kontakt zu den Kindern gehalten und die Familien zuhause besucht. Eine zentrale Ausrichtung des Projektes, welche ich sehr schätze, ist die Vermittlung von Werten und buddhistischen Lehren aus der eigenen Kultur der
Kinder, um sie in ihrer Identität zu stärken und einer Entwurzelung entgegenzuwirken.
All die Erfahrungen gaben mir ein Gefühl dafür, wie das Leben eines burmesischen Migranten in Thailand aussehen kann. Ich konnte einige ihrer Probleme und Verhaltensmuster verstehen. Dadurch hat sich meine Sichtweise auf das Leben und die Relevanz von Dingen geändert. Es war nicht immer einfach mit den teils unfairen Strukturen, in denen die burmesischen Menschen gefangen sind, umzugehen. Mein Gerechtigkeitssinn hat sich jedoch dadurch geschärft. Da ich mich als ein Teil des Projektes fühlte und eine enge Bindung zu den Kindern hatte, wurde mein Wille etwas zu verändern geweckt. Natürlich sind die Möglichkeiten eines Volontärs dabei begrenzt, ich bin jedoch stolz auf den Fortschritt den meine Schüler im Unterricht gemacht haben und ich hoffe ihnen ein gutes Vorbild im Unterricht und in unseren Freundschaften gewesen zu sein. Nicht zuletzt teilten wir viel Freude und Lachen, was uns alle positiv beeinflusst hat.
Die Kommunität in Samut Sakhon war für mich ein echtes Zuhause. Ich bin sehr dankbar dass die Brüder mich voll in ihre Gemeinschaft aufgenommen haben und sich geduldig um mich gekümmert haben. Unsere Kommunität ist von ihren internationalen Mitgliedern geprägt, die natürlich auch verschiedene Herangehensweisen und Einstellungen haben. Die Erfahrung mit den Brüdern in einfachen Verhältnissen, zusammen mit den Menschen mit denen wir arbeiten zu leben, war nachhaltig sehr eindrucksvoll für mich. Ich schätzte die kritische Auseinandersetzung der Brüder mit Kapitalismus und Konsum, die sie mit mir teilten.
Unser Leben in Samut Sakhon gab mir die Chance die Kultur dort wirklich kennenzulernen. Ich erkannte auch, dass es falsch ist davon auszugehen, dass der eigene Kulturkreis alles richtig macht. Ich lernte die Verhaltensweisen und Werte andere Kulturen kennenzulernen und habe auch die ein oder andere Sache in mein Leben integriert. Ich hatte die Möglichkeiten viele Brüder des Marist District Asia kennenzulernen, die ihre Vision mit mir teilten. Die maristische Gastfreundschaft in unserem Haus, sowie in anderen Kommunitäten war eine großartige Erfahrung für mich. Jedoch nicht nur Maristen in Asien, sondern auch CMI Deutschland und unsere Gruppe von Volontären war ein wichtiger Rückhalt vor, während und nach des Auslandsaufenthalts. Die familienähnliche Gemeinschaft hält immer noch an und bietet auch die Möglichkeit zu weiterem maristischen Engagement. Als Volontär denke ich, dass wir eine enge Verbindung haben, eine ähnliche Geschichte teilen und deshalb eine gemeinsame Motivation zum Teilen unserer Erfahrung und für weitere Projekte haben. Sowohl die Verbindungen in Thailand, als auch die maristische Gemeinschaft in Deutschland sind ein wichtiger Teil meines Lebens und inspirieren zu weiterem Engagement. Ich habe im vergangenen Jahr unglaublich viel erlebt und gelernt und bin glücklich darüber einen Teil des maristischen Geistes in mir zu tragen.
Sofie im Juli 2017