Nach 7 Monaten in dem wunderschönen Südafrika habe ich viel erlebt und mich richtig eingelebt. In dem Bericht werde ich von meinem Alltag erzählen und dabei unter anderem auf die Maristischen Werte eingehen.
Einfachheit:
„Weniger ist oft mehr“. Ich arbeite mit Flüchtlingskindern, die mit ihren Familien, die oftmals größer als sechs Personen sind, in heruntergekommenen Einzimmerwohnungen, ohne richtige Küche und ohne Badezimmer, und meistens in unsicheren Gegenden wohnen.
Elektzitität kommt und geht und die hygienischen Zustände sind ohne Badezimmer selbstverständlich miserabel. Teilweise essen die Kinder das erste Mal am Tag in der Schule um vier Uhr nachmittags. Die Kinder setzen andere Prioritäten als bei uns in Deutschland und sind dankbarer für das was sie haben. Sie sind glücklich, wenn sie hier in der Schule ihre Zeit verbringen können und einen sicheren Zufluchtsort haben. Seitdem ich hier bin, bin ich ebenfalls dankbarer was ich besitze und welches Glück ich habe, in Deutschland, in einem sicheren Zuhause aufgewachsen zu sein.
Präsenz:
Präsenz ist meiner Meinung nach der wichtigste Wert hier in meinem Umfeld. Die Kinder brauchen ein offenes Ohr und jemanden der für sie da ist. Die Präsenz eines sicheren Umfeldes in der Schule und aufmerksame Volontäre sorgen für Geborgenheit und Wohlbefinden. Anfangs habe ich gedacht, dass es hart für die Kinder ist jedes Jahr neue Volontäre um sich herum zu haben, die sie erst kennenlernen müssen um ihnen zu
vertrauen. Aber für die Kinder spielt das fast keine Rolle, da die Präsenz der Volontäre und deren Fürsorge immer die Gleiche ist und das ist was am Ende zählt.
Familiensinn:
Ist auch einer der wichtigen Werte. Das gesamte Projekt, beruht auf Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt. Hier hilft jeder jedem.
Beispielsweise kommen jeden Freitag unsere Schüler, die das Projekt verlassen haben und jetzt in staatlichen Schulen sind, um den derzeitigen Schülern im Unterricht zu helfen. Außerdem packen die Eltern an dem Sacred Heart College, die Schule wo unser Three2Six Programm am Nachmittag stattfindet, jeden zweiten Donnerstag Gemüsepakete, die die Kinder mit nach Hause nehmen können. Ich finde es wunderbar, dass die Schule so schön in das Projekt integriert ist und sich die Zeit und Mühe für unsere Kinder nimmt. Neben dem Familiensinn in der Arbeit ist auch meine Wohngemeinschaft, mit allen australischen und deutschen Volontären des Projekts und zwei südafrikanischen Studenten, ein Teil meiner Familie geworden. Wir haben viel Spaß zusammen, reden über alles und vertrauen uns. Das ist ein sehr beruhigendes Gefühl, weil man doch schon für eine Zeit von seiner eigenen Familie getrennt ist.
Dennoch hat sich auch der Sinn für meine Familie daheim in Deutschland verändert. Man vermisst jeden Tag seine Geschwister und Eltern, mit denen man bisher fast jeden Tag zusammen verbracht hat. Das gemeinsame Essen am Abend und das Lachen zusammen, weil man denselben Humor hat, vermisst man auch ein bisschen, was aber am Ende des Tages nicht ganz so dramatisch ist, da man eine neue Ersatzfamilie zu Hause hat, und meine Gastfamilie ist ebenfalls sehr wichtig für mich geworden. Da ich jeden Tag selber kochen und putzen muss, lernt man auch viel mehr die Arbeit der Eltern daheim im Haushalt schätzen. Man schätzt insgesamt viel mehr die Mühe und Energie, die die Eltern in die Erziehung und den Alltag gesteckt haben.
Liebe zur Arbeit:
Gut was soll ich zu diesem Wert sagen. Ich bin in der Arbeit jeden Tag motiviert um mein Bestes zu geben und den Kindern einen Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Ich versuche jeder meiner Aufgaben gewissenhaft und sorgfältig zu erledigen um am Ende des Tages mit gutem Gewissen nach Hause zu gehen. Teilweise kann die Arbeit stressig sein, da man von 150 Kindern umgeben ist, aber das Lächeln und die Dankbarkeit der Kinder und deren Familien sind den Stress ab und zu vollkommen wert.
In der Weise Mariens:
Halte auch schwierige Situationen aus. Hilf anderen ihr Leben in den Griff zu bekommen und sei aufmerksam gegenüber den Bedürfnissen der anderen. Schwierige Situationen aushalten. In den sieben Monaten die ich jetzt schon hier bin haben sich die schwierigen Situationen in Grenzen gehalten. Am Anfang ist mir der Wohlstandsunterschied hier in Südafrika nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich arbeite mit Flüchtlingskindern zusammen. Sie sind wahrscheinlich einer der ärmsten Bevölkerungsgruppe in Johannesburg, und wenn ich zur Arbeit fahre, sehe ich riesige Villen, mit mindestens drei Meter hohen Mauern davor und meistens mit zusätzlichem Bewachungspersonal. Dieser Unterschied zwischen Arm und Reich beschäftigt mich immer wieder, aber am Ende des Tages kann man nichts ändern und auch kleine Dinge, wie das Projekt, das den Kindern Zugang zur Bildung ermöglicht, ist schon ein kleiner Schritt zur Besserung und beruhigt mich etwas.
Bevor ich mich für ein freiwilliges soziales Jahr entschieden habe, arbeitete ich nie im sozialen Bereich und wusste nicht, was es heißt für jemanden verantwortlich zu sein. Ich beschäftige mich tag täglich mit den Problemen der Kinder und bin dafür da ihnen zu helfen. Beispielsweise bin ich mit einem achtjährigen Mädchen beschäftigt gewesen, welches einen deformierten rechten Unterschenkelknochen seit ihrem dritten Lebensjahr hat. Mit ihrer Mutter und ihr bin ich alle drei Wochen in ein staatliches Krankenhaus gefahren um für eine Operation zu sorgen, die das Bein fixiert und die Schmerzen reduziert. Anfang Februar haben wir dann schlussendlich einen Termin für die Operation bekommen, die gut verlaufen ist und das Mädchen kann seit einer Woche wieder in die Schule gehen. Es ist interessant zu sehen wie ein anderes Land mit dem Gesundheitssystem umgeht und wie Flüchtlinge Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Die Zeit vergeht so schnell und in zwei Monaten geht es für mich schon wieder zurück nach Deutschland.
Sophia März 2018