Seit der Rückkehr aus Südafrika ist schon einige Zeit vergangen. Ich freute mich auf zu Hause, jedoch machte das den Abschied nicht einfacher. Wenn ich auf meine Zeit in Südafrika zurück denke, wird mir eine Sache sofort bewusst. Ein Teil meines Herzens habe ich am Place of Mercy and Hope gelassen, bei meinen Freunden, meiner Familie (Sister Martha, Sister Breda, Br. Chris, Nina, Linda and the Boys), den Kindern und allen wunderbaren Menschen denen ich dort begegnen durfte gelassen. Jeden Tag hatte ich die Chance in der Crèche tollen Kindern zu begegnen und sie einen kurzen Teils ihres Lebens zu begleiten. Von Tanzen und Singen bis zu Rechnen und Schreiben lernen war bei uns alles im Programm. Im ersten Teil meines Volontariats lernte ich bei den 6- jährigen, die auch mal strenge Lehrerin zu sein, auch wenn man sich damit für sehr kurze bei den Kindern unbeliebt machte. Das war am Anfang nicht leicht aber für mich stand im Vordergrund den Kindern etwas beizubringen. Quatsch konnten wir auch noch immer genügend in den Pausen machen. Es war ein schmaler Pfad zwischen Respekt mir gegenüber, gerade während des Unterrichts und meinem Wunsch ein freundschaftliches Verhältnis zu den Kindern haben zu wollen. Meine Kids wussten genau wie sie mich um den Finger wickeln können. Auf die Idee 50 Arbeitsblätter mehrmals die Woche per Hand zu schreiben wäre glaube niemand in Deutschland gekommen aber dies gehörte auch zu meinen Aufgaben und man gewöhnte sich schnell daran. Wir verfügten zwar Zuhause über einen Kopierer, aber um die komplette Crèche mit Kopien auszustatten, reichten unsere Kapazitäten nicht. Meinen Ersten Abschied hatte ich im Dezember als die 6-jährigen ihre Gradation feierten und in die Primary- School übertraten. Die Freude an diesem Tag war überwältigend aber für mich auch etwas traurig, weil man sich sicher sein kann, dass man ein paar der Kinder die einem über Monate ans Herz gewachsen sind nicht mehr wieder sieht. In der Masse von Menschen die im Township Valencia leben tauchen sie unter, in zum Teil schlechte Lebensverhältnisse. Die Sicherheit die man ihnen in der Crèche geben konnte, ist nicht mehr gegeben und man hofft, dass sie den bestmöglichen Weg einschlagen und behütet von ihren Eltern weiterhin aufwachsen können. Sister Martha tut ihr Möglichstes um sicher zu stellen, dass jedes Kind einen Schulplatz hat und bei Problemen steht das Community Center in Valencia immer für jeden offen.
Ich hatte die Chance, im Summer Camp großartige Erfahrungen zu sammeln. 470 Kinder und Jugendliche im Alter von 2 – 19 betreuen und animieren, die wohl schwerste und wertvollste Aufgabe meines Lebens. Man gibt den Kindern in den großen Sommerferien eine Beschäftigung und eine Perspektive abseits der unsicheren Straßen des Townships. Jedes Jahr freuen sich hunderte von Kindern auf das Camp und schon im Januar kommen die ersten Fragen nach dem kommenden Summer Camp, obwohl das letzte erst gerade beendet ist. In den darauf folgenden Monaten, durfte ich mit den 3- jährigen in der Creche arbeiten. Dies ist wohl die Aufgabe die mir am besten gefallen hat. Mit den Kindern zu Singen, Geschichten zu lesen und zu Tanzen war das Erlebnis das mich erfüllt hat. Durch sie gewann ich einen anderen Blickwinkel und auch meine Sprachkenntnisse konnte ich gemeinsam mit ihnen aufbessern. Über jedes Detail könnte ich Stunden lang berichten, aber das Wichtigste dass ich gelernt habe, ist Sicherheit zu geben, Lächeln zu schenken, Freude zu teilen und mit Umarmungen um mich zu werfen. Man weiß nie durch welche Situation jemand geht und das Funkeln in Kinderaugen ist für mich das, dass so lange bewahrt werden sollte wie es geht. Ich konnte vieles nicht ändern von dem ich mir immer noch wünschte, dass ich es könnte oder es wenigstens versucht haben sollte. Vieles kann man aber auch nicht ändern, vor allem nicht alleine und in doch nur 9 Monaten, aber man kann jeden Tag sein Bestes geben und damit ändert man schon vieles. Schnell ging auch meine Zeit in Addo dem Ende zu und der Abschied fühlte und fühlt sich immer noch für mich kaum real an.
Frisch zu Hause angekommen überwiegte erstmal die Freude, Freunden und Familie wiederzusehen. Kurze Zeit war es für mich sehr aufregend und schön mein „altes Leben“ wieder zu entdecken, dabei bleibt eigentlich nichts beim Alten. Die Erfahrungen die ich gesammelt habe und jedes Erlebnis das ich erlebt habe, hat mich in sowohl in großen, als auch in kleinen Teilen geändert. Nach der Rückkehr aller Volontäre nach Deutschland, tat es gut direkt Erfahrungen auszutauschen und sich mit dem Erlebten zu befassen. Danach war es für mich eine Zeit lang schwer auf mein Volontariat zurück zu blicken, da dieses für mich kaum greifbar war. Oft stellte ich mir die Frage ob ich auch mein Bestes gegeben hatte und ob ich nicht mehr Ideen anbringen hätte können um Situationen zu verbessern. Mir blieb das Gefühl als hätte ich mich klein gemacht und angepasst in Dingen die mir wichtig waren bezüglich den Umständen der Kindern vor Ort. Daher wurde der Gedanke an Addo kurze Zeit verdrängt. Jetzt bin ich mir jedoch sicher dass ich mein Bestes gegeben habe und auch an schlechten Tagen versucht hab etwas Gutes daraus zu machen. Es gibt ganz persönliche Momente, wie zum Beispiel meine Freundschaft mit dem Mädchen Asanele, sie hat sich und ihren kleinen Bruder jeden morgen selbständig zum Place of Mercy and Hope gebracht, da ihre Eltern starke Alkoholiker waren. Sie trug die abgetragenen Klamotten ihrer Geschwister und lebte mit ihren Eltern und 5 weiteren Geschwistern in einem 2 Zimmer Haus mit 2 Betten. Trotz der Umstände, hüpfte sie jeden Tag lächelnd in die Crèche, gab mir eine Umarmung, reichte mir ihre Hand und stand mir immer helfend zur Seite. Das sind die Erlebnisse, die einem versichern seine Sache gut gemacht zu haben.
Johanna im November 2019