Erfahrungsbericht Loja, Ecuador
Am 25.Oktober 2023 kam ich in Quito am Flughafen an, ohne große Vorstellung was nun alles passieren würde und alle meine Erwartungen wurden übertroffen. Wir wurden von dem Maristen Bruder Carlos und unserer Organisatorin vor Ort Margarita abgeholt, die Gespräche im Auto waren dann recht simple, die Bäume seien schön und mir gefällt die Atmosphäre da es geregnet hatte. Die ersten vier Tage verbrachten wir in Quito in der Kommunität der Brüder, bevor wir unsere 13-Stunden-Reise nach Loja im Auto begannen. Ab dem ersten Tag wurden wir von allen herzlich begrüßt und willkommen geheißen, oft war es ein „Willkommen zuhause, bitte fühl dich wie zuhause“. Und es wurde schnell zu zuhause.
In Loja hatten wir auf dem Gelände der Albergue Padre Julio Villaroel unser eigenes Haus, mit Küche, Balkon und 5 einzelnen Zimmern. Natürlich konnten wir trotz eigener Küche mit den Kindern und dem Personal das leckere Essen unserer zwei Köchinnen Isabell und Mercedes essen. Die Albergue beherbergt Kinder, die aus schwierigen Familienverhältnissen kommen, oder Weisenkinder.

Wir haben viele unterschiedliche Arbeiten gemacht, im Vordergrund waren unsere Kids der Albergue, anfangs waren es 9 und wurden dann 12. Wir halfen bei allem, bei den Hausaufgaben halfen wir den Kindern, das war sehr unterschiedlich da das Alter der Kinder zwischen 5 und 15 Jahren variierte. Dann wurde auch beim Baden oder Zähne putzen geholfen, den Tisch zu decken und den Kindern ihr Essen zu bringen stand natürlich auch auf der Tagesordnung. Mit der Sprache wuchs auch das Vertrauen, das heißt ich wurde auch bald Ansprechpartner der Kinder wenn sie sich traurig oder schlecht fühlten auch bei Streit habe ich einen Streitschlichter mit gebrochenem Spanisch gespielt, aber es funktionierte. Am besten kann man sich das vorstellen wie den Job einer großen Schwester, und so fühlte es sich auch tatsächlich an, als wäre ich die große Schwester einer etwas kaputten, aber schönen Familie. Leicht war das auf jeden Fall nicht immer, da die Kinder aus kritischen Verhältnissen kommen, nehmen sie auch teilweise die Art und Weisen aus ihrem Haushalt mit, und damit umgehen zu können bedarf sehr viel Geduld und auch Liebe, selbst wenn die Situation unfair für andere Kinder erscheint. Auch habe ich gelernt das Erwachsene sich nicht immer perfekt Verhalten können und das auch ihnen irgendwann die Geduld fehlt, aber natürlich ist das menschlich.
Auch arbeiteten wir mit Vorschülern zusammen für die ersten zwei Monate diese waren im Alter zwischen 4-6 Jahre, das war gut um die Sprache zulernen, es ist einfacher mit simplem Spanisch der Kinder zu beginnen. Generell geben sich die Leute sehr viel Mühe um dich zu verstehen und dir die Sprache auch beizubringen, du triffst auf viel Wertschätzung für das was du tust und das spürst du sehr, das ist ein wahnsinnig schönes Gefühl.
Mit den Kinder der CDI arbeiteten wir ebenfalls für einen Monat, das sind Kinder im Alter zwischen eins und zwei. Und wie bei allen Kindern wird dir so viel Liebe geschenkt, egal wie du aussiehst und auch egal ob du die Sprache perfekt sprichst oder eben nicht.

In unserem Volontariat haben wir aber mehr gemacht als „nur gearbeitet“, während Weihnachten waren wir mit Hermano Saturnino an der Grenze zu Peru unterwegs um Lebensmittel zu verteilen an kleinen Gemeinden, und auch dort trafen wir auf viel Wertschätzung. Wir bekamen dort Essen das ich so noch nie gesehen hatte, und trotz anfänglicher Zweifel wurde ich fürs über-meinen-Schatten-springen mit dem leckersten Fisch, den ich jemals gegessen habe, belohnt.
Auch wurden wir von unserer Chefin Monica zu anderen sozialen Projekten mitgenommen, so sind wir einmal auf der Ladefläche eines Pick-Ups gelandet um Süßigkeiten für Einzelstehende Häuser an einem Berg, zu verteilen. Ich hatte noch nie eine so schöne Aussicht auf die Natur um mich rum, ein Erlebnis das mir für immer bestehen bleibt.
Monica nahm uns mit zu ihren Freunden und entwickelte sich zu unsere Auslands-Mama, die immer ein offenes Ohr für uns hatte und auch in schwierigen Momenten für uns da war, auch auf unserer Seite war, wenn wir es am nötigsten hatten.

Natürlich ist nicht alles immer rosig, man muss sich durchaus an die Hierarchie, die dort herrscht gewöhnen, auch die Art und Weise wie gearbeitet wird ist manchmal ein Vorteil und manchmal ein Nachteil, man muss flexible und offen bleiben um damit klar zu kommen, aber dafür gibt es ja Freunde in Deutschland bei denen man auch mal Dampf ablassen kann. Ebenfalls muss man sich bewusst sein das die Arbeit in der Albergue wahnsinnig schwer sein kann durch die mentale Belastung, man muss den Kindern gegenüber Empathie voll sein, und dennoch muss man auf seine eigenen mentalen Gesundheit achten da die Geschichten der Kinder wirklich hart sind, kein Kind ist dort aus einem schönen Grund und da muss man wissen ob man mit sowas klarkommt oder eben nicht.
Ich habe diese ganzen Erfahrungen aber nicht alleine gemacht, ich war in Loja mit einer anderen Volontärin, wir kannten uns davor nicht. Es war schön, vor allem in den ersten Monaten, nicht ganz alleine zu sein, es nimmt den Stress beim Fliegen ein bisschen raus. Auch ist es schön sich mit jemandem auszutauschen der meine Sprache spricht. Es war auch angenehm in schwierigen Situationen sich zu besprechen und zusammen etwas durch zu stehen. Natürlich ist nicht alles schön wenn man mit einer fast fremden Person plötzlich auf engstem Raum zusammen lebt. Ich hab den Tipp wenn man zu zweit ins Ausland möchte, sich davor erstmal kennenzulernen, damit meine ich außerhalb der Organisation treffen, wichtig ist es Regeln aufzustellen und wichtige Sachen zu besprechen. Es ist wirklich wichtig sich klar zu werden das man auch unterschiedliche Aktivitäten machen kann und nicht alles teilen muss, das haben wir beide leider zu spät gelernt, lernt aus unseren Fehlern, bitte. Man darf sich nicht zu sehr aufeinander fixieren, natürlich ist es bequemer am Anfang vor allem mit der Person zu reden die die selbe Sprache spricht, aber genau am Anfang kann man seine Kontakte knüpfen, das muss man nutzen. Das dazu, lernt aus unseren Fehlern !
Trotz alldem habe ich viele Menschen kennengelernt, die diese Erfahrung für mich einzigartig gemacht habe, Menschen deren Worte mich für immer begleiten werden, Menschen mit denen ich um jeden Preis im Kontakt bleiben möchte, da genau diese Menschen Ecuador zu einem zweiten, wenn nicht sogar erstem Zuhause gemacht haben.
Ich kann dieses Volontariat nur empfehlen, es war bis jetzt die beste Entscheidung meines Lebens, ich habe vieles über mich gelernt, ich habe vieles für mein Leben gelernt und dazu noch eine neue Sprache und viele leckere Rezepte.
Nicht zweifeln, einfach machen und die Zeit genießen.
