Es ist soweit ich darf meinen ersten Bericht aus Kolumbien schreiben. Bei mir ist es jetzt zweieinhalb Monate her, als ich von Zuhause, mit einer letzten Butterbreze aufgebrochen bin in eine neue und bis dahin unbekannte Umgebung. Den Abschied von meiner Familie und von meinen Freunden habe ich in diesem Moment noch nicht so ganz realisiert, ich war viel zu stark auf die Reise konzentriert, da ich davor noch nicht so viel Erfahrung mit dem Reisen im Flugzeug hatte.
Mein erster Eindruck vom Land Kolumbien, war der unglaublich chaotische Verkehr in Bogotá. Ich bin abends gelandet und es war schon dunkel, als ich wie vereinbart vom Flughafen abgeholt wurde und wir ins Haus der Maristenbrüder in Bogotá gefahren sind. Hier wurde ich unglaublich herzlich empfangen und durfte 3 aufregende Tage in Bogotá verbringen, bevor es mit dem Flugzeug weiterging nach Villavicencio, meinem neuen Zuhause für die bevorstehenden neun Monate.
In Villavicencio wurde ich nach einem angenehmen Klima in Bogota von der unglaublichen Hitze erschlagen. Meine ersten Gedanken, als ich aus dem Flugzeug ausgestiegen bin, waren: „Wie soll ich es hier bei diesen Temperaturen neun Monate aushalten?“ Nach knapp drei Monaten habe ich die Hitze akzeptiert und eigentlich ist es doch ganz schön das ganze Jahr Sommer zu haben. Mir geht es sehr gut und ich freue mich riesig in meinem ersten Bericht einen Überblick zu geben, was ich hier so mache.
Ich lebe in Porfía einem etwas ärmeren Stadtteil von Villavicencio, der Hauptstadt des Departement Meta. Hier teile ich mir die Kommunität mit drei Maristenbrüdern. Wir vier verstehen uns super, daher habe ich mich hier sehr sehr schnell eingelebt und fühle mich in meinem kleinen schönen Zimmer mit meinem Ventilator sehr wohl.
Meinen Volontärdienst verrichte ich hauptsächlich in der Schule „ Champagnat Pinares de Oriente“. Dies ist eine staatliche allgemein Schule, welche von den Maristen geleitet wird. Besucht wird sie von knapp 1400 Schülerinnen und Schüler, aus sozial schwächeren Schichten, der ersten bis zur 11. Klasse.
Die Tätigkeiten sich als Freiwillige in der Schule einzubringen wurden mir freigestellt, ich habe mich jedoch relativ schnell dafür entschieden mit den kleineren Kindern zu arbeiten.
Das heißt vormittags begleite ich eine der ersten Klassen im Unterricht. Mein Tag beginnt um 6 Uhr morgens. Wir begrüßen die Kinder und es wird zusammen gesungen und gebetet. Die Klassen haben eine Größe von ca. 40 Schülerinnen und Schülern. Ich unterstütze die Lehrerin im Unterricht, ich erkläre Aufgaben, singe, bastele, bringe den Kids Wörter auf Englisch bei und erzähle von Deutschland. Oft betreue ich Einzelgruppen und nehme mir Zeit für schwächere Schüler, was bei dieser Klassengröße alleine nicht immer möglich ist. Diese große Anzahl an Kids in einem Klassenzimmer habe ich am Anfang echt unterschätzt. Die ersten Tage war es richtig anstrengend, da so gut wie keine ruhigen Minuten herrschen.
Nachmittags korrigiere ich Aufgaben der Kinder und helfe bei der Vorbereitung des Unterrichts für den nächsten Tag. Einmal in der Woche treffe ich mich mit Schülerinnen und Schülern der zehnten Klasse zum Englisch Üben. Hier geht es nicht darum Aufgaben zu lösen oder Tests zu schreiben, sondern einzig und allein darum Vertrauen in die Sprache zu entwickeln. Auf das Treffen freue ich mich immer sehr, weil wir uns über alltägliche Dinge und über die unterschiedlichen Kulturen austauschen, wobei ich immer etwas neues dazu lernen und wir viel Spaß haben.
Einmal in der Woche am Nachmittag bereiten wir die pastoralen Jugendgruppen vor, welche jeden Freitagnachmittag angeboten werden. Hier gibt es vier verschiedene Gruppen „Tiemar, Cemar, Amigos en Marcha, Remar“. Es geht darum sich zu treffen, Spiele zu spielen, gemeinsam zu singen, beten und die maristischen Werte zu vermitteln.
Die Arbeit in der Schule gefällt mir sehr sehr gut, das liegt auch daran, dass ich von allen sei es Lehrern oder Schülern so lieb aufgenommen wurde und ich mich mit allen super verstehe.
Außerhalb der Schule verbringe ich gerne Zeit mit den Brüdern oder mit Freunden, die ich in der Schule kennengelernt habe. Wir machen Ausflüge, gehen in die Stadt, ins Kino, wir gehen ins Fitnessstudio oder fahren auf eine Finka der Maristen, die eine Stunde von Villavicencio entfernt in Guamal einem ruhigen Dorf liegt.
Wie man vielleicht schon merkt hier ist immer etwas los und jeder Tag bringt eine neue Überraschung mit sich. An die Sprache habe ich mich sehr schnell gewöhnt. Die macht mir so gut wie keine Probleme.Meine größte Herausforderung am Anfang war ganz klar das frühe Aufstehen. Ich hatte auch einen ziemlichen Jetlag, deshalb war ich die erste Woche immer ziemlich müde.Was ich tatsächlich auch nicht erwartet hätte, dass ich hier so viele Kühe antreffe. Man könnte glatt meinen man ist im schönen Allgäu.
Ich hätte nicht gedacht wie schnell man sich in einem so fremden Land so wohl und zuhause fühlen kann. Ich bin gespannt was mich die kommende Zeit noch alles erwartet und freue mich darauf bald wieder berichten zu dürfen…
Paula im Dezember 2019