Hallo Ich (Veronika, 18 Jahre) bin jetzt schon seit etwa dreieinhalb Monaten gemeinsam mit meiner Mitvolontärin Simone in Addo, Südafrika. Und möchte gerne von meiner bisherigen Zeit hier berichten.
3 ½ Monate
Die ersten vier Wochen waren ein Einleben und Einfinden in den Alltag hier. Hier bedeutet Addo, ein Ort in Südafrika, der 72 km von der Küstenstadt Port Elizabeth entfernt liegt. Beziehungsweise wohne ich ein wenig außerhalb von Addo, auf einem Gelände mit drei Häusern und einer eigenen Kirche. Ein Haus ist für Volontäre, das bewohnen Simone und ich, in dem anderen wohnt die Haushälterin Linda, mit ihren zwei Jungs und in dem dritten Haus leben die zwei Ordensschwestern, Sister Martha und Sister Breda, sie sind Sisters of Mercy und kommen ursprünglich aus Irland, allerdings sind sie bereits seit 18 Jahren in Südafrika und haben hier verschiedene Projekte. Bei genau diesen Projekten unterstütze ich sie gemeinsam mit Simone während meinem Freiwilligen Dienst. Hauptsächlich helfen wir im „Place of Mercy and Hope“, das ist ein Creche in Valencia, einem Township von Addo. Valencia beginnt mit einstöckigen Häusern, die meist auch einen Garten haben. Umso mehr man aber ans Ende von Valencia kommt werden die Häuser zu Shacks, das sind Häuser aus Wellblech (manchmal sind diese schön in einer knallig bunten Farbe angemalt, oft sieht man aber auch noch gut die unterschiedlichen Bleche, aus denen die Shacks gebaut wurden) oder auch Ästen und getrocknetem Lehm. Mitten in Valencia befindet sich der Creche, dieser besteht, aus mehreren Gebäuden, welche zum Teil aus Ziegelsteinen und zum Teil aus Containern sind. Zum Creche Gelände gehört eine Suppenküche, Klassenräume für jeweils drei, vier, fünf und sechs jährige (Grade R) Kinder, sowie eine große Fläche zum Spielen für die Kinder und eine Wiesenfläche. In einem etwas abgetrennten Bereich sind noch eine mini Klinik mit zwei Homebased carern und ein extra Bereich für die Baby und Toddler Care (0-3 jährige).
Nach dieser Eingewöhnungs- und Alltagsphase (Okt/Nov) kam auch schon 5 Wochen lang eine sehr besondere Zeit. Zunächst kamen zwei Fathers (Priester) aus England zu Besuch, was ein paar Dinge im Alltag umwarf. Gleich darauf begannen die Vorbereitungen fürs Summercamp, eine sehr lebhafte, stressige und intensive Phase. Das Summercamp ist ein einwöchiges Ferien Programm für Kinder aus den umliegenden Townships. Es findet in der ersten Ferienwoche der Sommerferien (Mitte Dez) statt, aber die Kinder freuen sich schon das ganze Jahr darauf. Die Zeit im Summercamp ist für die Kinder deswegen so besonders, weil sie einfach Kind sein können, mit ihnen gespielt wird und sie aus ihrem Alltag und der Armut rauskommen. Die ungefähr 400 Kinder werden nach ihrem Alter in Gruppen eingeteilt und durchlaufen dann, von ihren Gruppenführern begleitet, verschiedene Aktivitäten, wie zum Beispiel Malen und Basteln, Spiele (Puzzle und Vier gewinnt), Tanzen, Bingo und Sport. Die Kinder lieben die Aktivitäten genauso sehr, wie die Zeit für freies Spielen. Außerdem bekommen sie zweimal am Tag Essen und Getränke.
Anschließend begannen, wie schon erwähnt, die Schulferien. Ich hatte in dieser Zeit drei Wochen Urlaub (Ende Dez – Anfang Jan) und verbrachte ihn gemeinsam mit Simone und Ida (ebenfalls einer Volontärin aus Deutschland). Wir flogen gemeinsam nach Kapstadt und fuhren dann mit einem Mietwagen über die wunderschöne Gardenroute nach Port Elizabeth zurück.
Nun (Mitte Jan) hat gerade das neue Schuljahr, und somit der Alltag wieder gestartet. 2-Wochenzyklus Ich nenne die Aufteilung unserer Aufgaben auf zwei Wochen „unseren 2-Wochenzyklus“, d.h. wenn ich „Woche 1“ arbeite, hat Simone „Woche 2“ und umgekehrt.
In Woche 1 bin ich am Vormittag in der Grade R (Vorschulklasse) und unterstütze dort die Lehrerin. Der Tag startet mit einer Bibelgeschichte, viel singen und ein wenig tanzen. Danach folgt eine Unterrichtseinheit, die Kinder sollen bis 10 zählen, die Wochentage, die Farben und ähnliches können und das am besten alles in den drei hier vertretenen Sprachen (Englisch, Afrikaans und IsiXhosa). Hier wird viel Wert daraufgelegt, dass die Kinder gut auf die Schule vorbereitet werden. Sie sollen einen Stift richtig halten, Ausmahlbilder anmalen, frei zeichnen und zum Schluss auch ihren Namen selber schreiben können. Auch die Ziffern sollten sie am Ende schreiben können. Natürlich kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Es gibt zwei Essenspausen, nach denen die Kinder jeweils draußen rumrennen und freispielen dürfen. Aber auch im Klassenzimmer bekommen die Kinder oft Spielsachen, wie Knete, Legos oder Puzzle auf ihre Tische, und haben so öfter mal kleine Spieleinheiten, zwischen der Vorbereitung auf die Schule. Um 13 Uhr wird den die Kinder nochmal eine Geschichte vorgelesen, bevor sie dann auch schon abgeholt werden.
Nachdem die Kinder abgeholt worden sind und ich gelegentlich noch bei ein paar Vorbereitungen für den nächsten Tag helfe, gehe ich dann für den Nachmittag rüber zu den Babys. In der Baby Care helfe ich den vier Betreuerinnen beispielsweise beim Füttern der Babys, Zubereiten des Paps (Breis) in der Küche und beim Abspülen. Oft singen und tanzen wir mit den Babys, oder lesen ihnen Geschichten vor, um sie spielerisch an eine für die Meisten neue Sprache (Englisch) heranzuführen. Überwiegend wird hier aber mit den Kindern gespielt und sie werden beim Spielen beobachtet. Die Kinder lieben es zum Beispiel mit den Scootern (eine Art Motorad-Bobby-Car) um das Gebäude zu flitzen.
In Woche 2 bin ich am Vormittag bei den Babys. Auch hier wird zuerst mit den Kindern gespielt und sie bekommen ihren Pap. Dann ist Schlafenszeit. Es ist ganz schön schwierig alle Kinder zum Schlafen zu bringen, bei manchen ist es so gut wie unmöglich, die dürfen dann meistens leise spielen.
Am Nachmittag von Woche 2 unterstützte ich Sister Breda bei ihren Computerkursen. In den Computerkursen sollen Grundlagen erworben werden. Viele Leute starten tatsächlich damit zu lernen, wie man einen PC ein- und ausschaltet, oder wie man eine Maus hält. Das liegt daran, dass sie eben noch nie in ihrem Leben vor einem Computer saßen. Am Ende des Kurses können die Teilnehmer Word, PowerPoint und Excel bedienen und erhalten dafür auch ein Zertifikat, worauf sie ganz stolz sind. Die Hauptzielgruppe sind junge Leute, die gerade mit der Schule fertig geworden sind, man findet aber die unterschiedlichsten Altersgruppen in den Kursen. Sister Breda legt großen Wert darauf, den Menschen Skills (Fähigkeiten) an die Hand zu geben, damit sie sich selbst weiterhelfen können. Zu diesen Skills gehört nicht nur Wissen über Computer, sondern auch ein kleines Training, wie man am besten in einer Bewerbung für einen Job auftritt, und sogar ein Lernbuch, um die theoretische Führerscheinprüfung zu bestehen. Dank des Computerkurses besteht die realistische Chance, dass die Menschen einen Job finden.
1 Woche
Ich würde gerne einen Einblick geben, wie eine Woche hier für mich aussieht. Von Montag bis Donnerstag bin ich ganz normal, wie oben beschrieben, dem 2 Wochenzyklus folgend in der Arbeit. Freitag ist meistens ein besonderer Tag. Manchmal sind wir am Vormittag im Creche und fahren anschließend weil zu unserem wöchentlichen Wocheneinkauf nach PE (Port Elizabeth) fahren. Auf der einstündigen Fahrt dorthin sieht man viel von der Landschaft (ein wunderschöner kurzer Streckenteil führt direkt am Meer entlang), und das riesige Township Motherwell. Meist sind in PE ein paar besondere Besorgungen oder Erledigungen zu machen, anschließend werden dann noch für die ganze Woche Lebensmittel eingekauft. Falls am Freitag ein besonderes Event ist, wird der Wocheneinkauf auf Samstag verschoben. Ansonsten ist Samstag eher der „entspanntere“ Tag, an dem wir Hausarbeiten erledigen, also waschen und putzen. Am Sonntag ist Kirche. Es gibt hier auch wieder zwei Varianten. Einmal fahren wir um 9 Uhr los nach Dunbrody, einem abgelegenen Township, in dem die Schwestern auch sehr aktiv sind. Wir fahren ungefähr eine halbe Stunde mit dem Buggy und sammeln unterwegs viele Leute ein, wodurch es oft sehr eng auf der Rückbank und auf der Ladefläche wird, zum Teil bringen wir die Ladeklappe nicht mehr zu. Das schöne an dieser Kirche ist, dass alle drei Sprachen (Englisch, IsiXhosa und Afrikaans) im Gottesdienst vorkommen und die Leute dort kraftvoll mitsingen. Dafür sind wir aber insgesamt 3 bis 4 Stunden unterwegs. Das ist das schöne an der anderen Kirche, welche sich direkt auf dem Gelände der Schwestern befindet. Sie fängt später an und wir müssen gar nicht fahren. Simone und ich gehen immer gemeinsam in die Kirche und wechseln die Kirchen ab, die eine Woche Addo, die andere Woche Dunbrody.
1 Tag
Vielleicht ist ein typischer Tagesablauf noch interessant.
Am Morgen werde ich erstmal von Simone mit einem frechen Grinsen begrüßt und dann machen wir gemeinsam Frühstück. Nach dem Frühstück treffen wir uns um 8 Uhr mit den Schwestern in der Kirche zu einem circa 5-minütigen Morgengebet und fahren anschließend zum Creche. Mein Mittagessen, welches aus Toastbrot besteht, esse ich meistens so zwischen Tür und Angel. Wenn ich in Woche 1 bin werde ich oft schon so gegen 16 Uhr abgeholt, was bedeutet, dass ich gemeinsam mit Sister Martha Abendessen kochen darf. In Woche 2 hingegen, komme ich erst gegen 18 Uhr heim und wir essen gleich, alle vier im Haus der Schwestern zu Abend. Das Abendessen läuft so ab, dass alle ein Tablett mit Essen auf ihren Schoß bekommen, auf der Couch sitzen und im Fernsehen britische Quizshows schauen. Nach dem Essen gehen wir dann spazieren. Nein, nicht in der wunderschönen Natur, wie einige jetzt vielleicht denken, es ist da meist schon sehr dämmrig, wenn nicht sogar schon dunkel und deswegen zu gefährlich, also rennen wir stattdessen wie Zirkusponys ums Haus, was mittlerweile tatsächlich Spaß macht. Danach geht’s dann unter die Dusche, wobei ich jedes Mal wieder hoffe nicht zu erfrieren, oder vom Boiler verbrüht zu werden. Und dann todmüde ab ins Bett. Zum Schluss falle ich dann todmüde aber glücklich ins Bett.
Gute Nacht!